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Reichstag für das Osterfest nach Nürnberg aus; aber es erschien
niemand. Dagegen luden die drei Kurfürsten von Köln, Trier und
der Pfalz Fürsten und Städte, auch König Wenzel, auf den 13. Mai
nach Frankfurt ein. Wenzel hatte selbstverständlich geringe Lust, sich
der Opposition zur Verfügung zu stellen. So entsandte er an seiner
Statt Wilhelm, der noch vor seiner Abreise zur Rückendeckung und
als Gegengewicht gegen die Macht des Pfälzers einen Bund mit dem
Erzbischof Albrecht von Magdeburg geschlossen hatte. Wilhelm kam
mit stattlicher Macht, mit 300 Pferden, nach Frankfurt, auch seine
osterländischen Vettern Friedrich und Georg stellten sich ein, sogar
mit 1200 Pferden. Auch ein Abgesandter des französischen Königs
war zugegen, ein Beweis, wie große Wichtigkeit man selbst in Frank-
reich der Entwickelung der deutschen Verhältnisse beilegte. Unter seiner
Mitwirkung und des zweiten Bevollmächtigten Wenzels schloß Wilhelm
ein Bündnis mit Gottfried von Leiningen, dem von Luxemburg bevor-
zugten Kandidaten für das mainzer Erzbistum. Gleichzeitig aber war,
da Johann von Nassau mit möglichstem Geldaufwande Bonifaz IX.
für sich zu gewinnen Aussicht hatte, sein Gegner und mit ihm Wenzel
auf den französischen Papst Benedikt XIII. und auf eine Annäherung
an den französischen König angewiesen. Wenzel hatte dann auch am
23. März 1398 eine Zusammenkunft mit Karl VI. in Reims, die jedoch
ohne wefentliche Folgen geblieben ist.
Auf dem Frankfurter Tage aber ergab sich, teils infolge des
bestimmten Auftretens der Wettiner und ihres Anhanges, teils infolge
der Abneigung der Städte gegen eine Umgestaltung des Reichsregiments,
für die pfälzische Opposition keine genügende Majorität. Es wurde
ein sehr zahmer Beschluß gefaßt: eine Gesandtschaft solle sich zum
Könige begeben und ihn zur Bestellung eines Reichsvikars auffordern.
Man ließ dabei, offenbar geflissentlich, außer Acht, daß Wenzel
schon im Jahre vorher seinen Bruder Sigismund mit diesem Posten
betraut hatte. Die Frist, bis zu der dieser Akt erfolgen sollte, war
bis zum 25. Juli bestimmt, an welchem Tage man sich wieder ver-
sammeln und, im Falle Wenzel der Aufforderung nicht nachgekommen
sei, die Ordnung der Reichsangelegenheiten selbst in die Hand nehmen
wolle. — Auch die Zusammenstellung der Gesandtschaft bewies, daß
man es noch nicht so ganz grimmig meinte; denn neben dem Burg-