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militärische Erfahrung hatte. Trotz der erwähnten anfänglichen Vorteile
sah sich Albrecht doch im wesentlichen auf die Verteidigung beschränkt.
Immerhin genügte das, um den Gegner an weiterem Vordringen zu
hindern, der im Gegensatz zu der greisenhaften Grämlichkeit und Ver-
ständnislosigkeit des Kaisers mit lobendem Worte es anerkannte,
daß er ohne Albrechts Wehr sein Lager in der Mitte von ganz
Deutschland hätte aufrichten wollen. Es gelang Albrecht, einige
seste von den Ungarn berannte Plätze zu entsetzen oder ihnen wenig-
stens neuen Proviant zuzuführen. Ja, er drängte bei Negau im
Herzogtum Steiermark Mitte September 1487 den Ungarnkönig in
einem einen ganzen Tag lang andauernden Gefecht zurück, obgleich
der Gegner vielfach überlegen war. Freilich rieb er dabei die eigenen
spärlichen Truppen auf, und doch schien von einem Nachschub, sei es
vom Kaiser aus oder vom Reich, keine Rede zu sein. Seine Be-
schwerden an den Kaiser zeugen von offenbarer Erbitterung, so höflich
er sie im allgemeinen ausspricht. — Ebenso wacker wie bei Negau
erwies sich Albrecht Ende September vor Bruck, wo er sich hielt,
obwohl er von einer weit größeren Übermacht angegriffen wurde.
Schließlich mußte der Kaiser, der seinem Feldhauptmann zwar nie
Succurs schickte, dafür aber immer von der Notwendigkeit der Fort-
führung des Krieges redete, doch sich zu Verhandlungen bereit erklären.
Nach einer Zusammenkunft Albrechts mit Matthias zu Markers-
dorf bei St. Pölten in der Nähe Wiens kam ein Waffenstillstand zu
wege, der von Friedrich am 16. Dezember 1487 anerkannt wurde.
Entschieden wurde damit eigentlich noch gar nichts, denn der Streit
wurde dem Ausspruche des Papstes anheimgegeben, auf den man bis
zum 1. November 1488 warten wollte. Immerhin fand man auf
Freundes= wie Feindesseite diesen Ausgleich noch immer reichlich ehren-
voll für Friedrich, der sich also recht sehr bei Albrecht zu bedanken
gehabt hätte. Als dieser aber nach Abschluß der Verhandlungen auf
den Reichstag nach Nürnberg kam, gewährte ihm Friedrich nicht
einmal eine Audienz; zweifellos war ihm bange vor der Kosten-
aufstellung seines obersten Feldhauptmanns, der, um seine Truppen
bis zuletzt unter Waffen zu halten, 30 000 Gulden aus eigener Tasche
hergegeben hatte, während nach der Aufstellung seines Rentmeisters
er insgesamt die Summe von 52 600 Gulden aufzurechnen hatte.