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griffslrieg gegen diesen größeren Schutz gewähren würde, als thaten-
loses Zuwarten und Beschränkung auf einen etwaigen Verteidigungskrieg.
Aller noch so berechtigte Groll gegen das Kaiserhaus ward jedoch
von Albrecht vergessen, als die Kunde von einem unerhörten Vor-
gang national fühlende Deutsche und ihre Fürsten mit Entrüstung
ersüllte. Am 5. Februar 1488 war Maximilian von den Bürgern
von Brügge in deren Stadt gefangen genommen worden. Seit dem
14. Jahrhundert standen sich in den reich entwickelten Niederlanden
zwei Parteien gegenüber, die bis zum Ende des 15. Jahrhunderts
mit einander gerungen haben, die „Hoeks“ und die „Kabeljauws",
von denen diese im wesentlichen das demokratische, jene das aristo-
kratische Element vertraten. Maximilian konnte sich bei der durch
Frankreich genährten Zerrissenheit der ihm durch die Heirat mit Maria
von Burgund zugefallenen Lande namentlich nach dem vorschnellen
Tode seiner Gattin (27. März 1482) nicht über den Parteien halten
und mußte bald der einen, bald der andern sich nähern, um sie für
seine Dienste brauchen zu können. Dazu kamen die auch nach dem
Frieden von Arras (23. Dezember 1482), zu dem namentlich die
Flandrer den bei Guinegate siegreichen Maximilian gedrängt hatten.
doch immer neu ausbrechenden Irrungen mit Frankreich, die von den
Niederländern als eine höchst lästige und unnötige Beeinträchtigun
ihres Handels angesehen wurden. Die Unzufriedenheit wurde von
französischen Agenten und von Niederländern, die für die französische
Herrschaft waren, genährt. Namentlich waren Gent und Brügge die
Herde der Gärung. In letzterer Stadt zogen Anfang Februar 1488
die Gilden in kriegerischer Rüstung auf den Marktplatz, allerhand
Nachrichten von Feindseligkeiten, die der Stadt bevorständen, und
deren Urheber in dem gerade in Brügge weilenden Maximilian zu
suchen sei, hetzten die Leute auf, und so nahmen sie am 5. Februar
1488 den römischen König gefangen und hielten ihn im Hause eines
Krämers in strengem Gewahrsam.
Von diesen Vorgängen hatte Albrecht kaum Kunde erhalten, als
er an des Kaisers, der sich damals gerade in Innsbruck befand, ver-
trauten Rat, den Grafen Hugo von Werdenberg, einen eigenhändig
entworfenen Brief sandte, der so recht in jeder Zeile seine treue opfer-
willige Seele zu erkennen giebt, überdies auch seinen klaren „Golitschen
Sturmhoefel, Geschichte der sächsischen Lande.