Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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ihn ihm Gewande seines Beichtigers zu besuchen, beschwor ihn umsonst, 
mit ihm die Kleider zu tauschen und sich so durch die Flucht zu 
retten. Das widersprach dem ritterlichen Sinne Maximilians. Schließ- 
lich imponierte diese Haltung doch Leuten, die in ihrem bisherigen 
Leben zum Erlernen anständigen Denkens wenig Gelegenheit gehabt 
hatten; mehr noch beeinflußte sie die Nachricht von dem unerwartet 
schnell herannahenden Reichsheer, wovon Maximilian übrigens gar keine 
Kunde erhalten hatte. Nach dreimonatiger Haft bot man Maximilian die 
Freiheit an gegen das Versprechen, seine Truppen sofort zu entfernen, 
Flandern für unabhängig vom Reiche zu erklären — hier sieht man 
die von den Franzosen genährte Hinneigung der Provinz zu Frank- 
reich — die demokratische Verfassung des Landes gut zu heißen und 
Papst, Kaiser und Kurfürsten um ihre Bestätigung anzugehen. Wenn 
mun auch Maximilian gewillt war, solche Versprechungen einzuhalten, 
so entschied doch der Wille seines heranrückenden Vaters anders. Die 
Hauptsache war, daß man die Flandrer niederwarf und deren Ver- 
bindung mit Frankreich, über das nach Ludwigs 1483 erfolgtem Tode 
Karl VIII. gebot, zu lösen. Mit diesem waren Verhandlungen im 
Gange; die Aufständischen in Brügge wurden von der lberlegenheit 
des Kaisers zur Übergabe gezwungen, mußten die früher erwähnten 
Maximilian auferlegten Bedingungen zurücknehmen und knieend Ab- 
bitte leisten. Dagegen blieb Gent noch unerobert, und ohne es erobert 
zu haben, kehrten Friedrich und Maximilian im Monat Oktober 1488 
nach Deutschland zurück und überließen die Weiterführung ihrer 
Sache dem als ihrem Feldhauptmann zurückgelassenen Albrecht von 
Sachsen. Es war diesem in der zweiten Woche des August gelungen, 
die wohlverwahrte Stadt Damme zu erobern; dann hatte er noch 
einige andere glückliche Begegnungen; natürlich machte der M- 
zug der kaiserlichen und königlichen Autoritäten Albrechts Stellung. 
schwieriger. 
Aber er wußte sich trotz alledem, und namentlich trotz des empfind- 
lichen Geldmangels, so wohl zu halten, daß ihm die Niederländer den 
Ehrennamen des sächsischen Roland erteilten. Doch that ihm sei 
früherer Freund, der jetzt die Waffen gewechselt hatte, Philr 
von Cleve, nicht geringen Abbruch. Als dieser sich gegen Brüssel 
wandte, um die von Albrecht bedrohte Stadt mit Lebensmitteln und
	        
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