— 798 —
zeigte. Die Worte, mit denen Herzog Albrecht Maximilian seine
schönsten Schätze übergab und mit ihnen ein befriedetes Land, erschienen
auch den Zeitgenossen der lberlieferung würdig: „Gnädigster Kaiser,“
so sprach er, „Ihr habt mir gelassen und befohlen ein Land voll
Krieges und ganz ungehorsam, mit wenig Geldes und viel trefflicher
Feinde. Gott hat mir Glück gegeben; so bringe ich Euch wieder diese
zwei Kinder und ein gehorsam Land.“ — Manches Fest reihte sich
an dieses Wiedersehen, manches „scharfe Rennen im Felde“. Bei
einer solchen Gelegenheit war es, daß die verwitwete Herzogin von
Burgund, Karls des Kühnen überlebende zweite Gemahlin Margaretha,
und ihre gleichnamige Stiefenkelin dem Herzog Albrecht einige Bart-
haare abschnitten und ihn dadurch bewogen, der Mode ein Opfer zu
bringen und sich den Bart vollends abnehmen zu lassen; das hatte
seine schöne Nebenbedeutung darin, daß er gelobt hatte, vor Be-
zwingung der Niederlande sich nicht den Bart scheren zu lassen.
Mit der Witwe Karls des Kühnen, der Schwester Eduards IV.
von England, war Albrecht überhaupt mehrfach in Berührung ge-
kommen. Er wurde dadurch, wenn auch nur nebenbei, in eine roman-
hafte Intrigue dieser Zeit verflochten. Bekannt ist der in England
tobende Kampf der roten Rose, des Abzeichens des Hauses Lanraster,
mit der weißen Rose, dem Symbole des Hauses York, ein Kampf,
der namentlich die Regierungszeit Eduards IV. aus dem Hause York
(1461—1483) erfüllt hatte. Seine dem Knabenalter noch nicht ent-
wachsenen Söhne Eduard und Richard wurden durch ihren Oheim
Richard von Gloucester, den durch Shakespeares Drama bekannten
Richard III., im Tower durch gedungene Mörder umgebracht. Richard
selbst aber fiel im Kampfe gegen Heinrich Tudor, einen Sprößling
des Hauses Lancaster, der sich mit seinem Sieg von Bosworth 1485
die englische Königskrone errang. Nach der Angabe nun der dem
Hause Tudor günstigen Schriftsteller trat als Prätendent gegen
Heinrich VII. ein von der Schwester Eduards IV., der Marga-
retha von Burgund, angestifteter Betrüger auf den Plan. Dieser,
mit Namen Perkin Warbeck, war, wenn wir der nämlichen über-
lieferung folgen wollen, der Sohn eines getauften Juden zu Tournch.
Als sich einmal der Jüngling zu Antwerpen aufhielt, wo er sich durch
glänzendes Austreten bemerklich machte, fiel er durch seine Ahnlichket