Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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Die bürgerlichen Kämpfe dieser beiden Parteien erschütterten nicht 
nur die Selbständigkeit des Landes, sondern vergifteten auch den 
politischen Sinn der Einwohner, indem alles nur von der niedrigen 
Zinne der Parlei, nicht von der höheren reiner Vaterlandsliebe aus 
beurteilt wurde. — Parteihader trennte auch um die Zeit, als Albrecht 
von Sachsen in den Niederlanden weilte, die friesischen Lande jenseits 
der Lauwer bis zur Ems. Hier handelte es sich um den Gegensatz zwischen 
Groningen, dem Kaiser Friedrich III. 1480 gegen eine bedeutende Geld- 
zahlung allerlei Rechte über die anderen Städte Frieslands in hinter- 
listiger Weise in Aussicht gestellt hatte, und den von dieser Stadt sich 
bedroht sehenden Friesen östlich sowohl als westlich der Lauwer, so 
daß auch das westerlauwersche Friesland mit seinen Städten Leeu- 
warden, Sneek, Franeker, Stavoren, Bolsward und Workum in diese 
Dinge hineingezogen wurde. Im Jahre vorher aber, 1479, hatte 
Friedrich III., anscheinend in guter Absicht, den Friesen geraten, sich 
untereinander auszusöhnen und einen Potestaten zu wählen, gleich- 
zeitig aber, was ihm die Hauptsache war, den Reichstribut von ihnen 
gefordert. 
Tribut forderte 1492 von den Friesen auch Herzog Albrecht, 
und zwar im Namen der Grafen von Holland, als er sich gerade 
ihrem Lande gegenüber zu Hoorn am Zuiderzee befand. Doch ward 
ihm eine abschlägige Antwort. Im selben Jahre aber schlossen auch 
die eben genannten westerlauwerschen Städte einen Bund zur Auf- 
rechterhaltung ihrer Freiheit gegen jedermann, insbesondere gegen 
etwaige Übergriffe Groningens. Friedrich III. fand es nun an der 
Zeit, in die friesischen Händel einzugreifen und sandte, ebenfalls noch 1492, 
den mainzer Domherren Otto von Langen nach Friesland. Auf dessen 
Anraten wählte allerdings nur ein Teil der friesischen Bevölkerung, 
im wesentlichen der Vetkooper-Partei angehörig, einen Potestaten in 
der Person des Friesen Juwe Dekama; doch war dieser viel zu un- 
bedeutend und machtlos, um sich allenthalben Anerkennung verschaffen 
zu können. Kaiser Maximilian, dem übrigens nach des Vaters Tode 
die Friesen unbedingt Treue geschworen hatten, hatte den Wählern 
auch Herzog Albrecht zum Potestaten empfohlen; aber von einem 
Ausländer wollte man noch nichts wissen. Doch behielten von da an 
Albrecht und Maximilian die Sache im Auge und meinten, durch An- 
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