Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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Form zur Anwendung kam. Von euntschiedenem Einfluß war hier, 
wie auch auf die Mode, Frankreich und sein Hof. Das zeigte sich 
u. a. bei dem Zusammentreffen Friedrichs III. und Karls des Kühnen 
zu Trier, dem längere Verhandlungen vorausgingen über die Art, in 
der man sich gegenseitig zu begrüßen und anzureden habe. Auf deutschem 
Boden gingen, namentlich unter den sich gleichgestellt fühlenden Fürsten, 
die Dinge nicht immer mit gleicher Grandezza vor sich. Als Albrecht 
in eigener Angelegenheit, aber auch im Auftrage des Kaisers Frichrich 
im April 1487 mit seinem Schwiegersohne, dem Vetter des Kaisers, mit 
Sigmund von Tirol zu unterhandeln hatte, der ihm ja höchlichst miß- 
traute und allerlei ehrenrührige Sachen nachsagte, namentlich als 
wolle er ihm unter Beihilfe seiner Tochter nach dem Leben trachten, 
wurde er zwar zu Kufstein als Gast des Landesfürsten von einer 
Gesandtschaft des etwas eigentümlichen Schwiegersohnes empfangen, 
erhielt aber zugleich Vorschriften mitgeteilt, mit wie vielen Bewaffneten 
— nur 30 waren gestattet — er die Weiterreise vornehmen dürfe, 
wogegen natürlich Albrecht energisch Verwahrung einlegte, nachher 
aber sich darein fügte. Weiterhin erschienen Sigmunds Räte bei ihm 
und entschuldigten ihren Herrn, „daß er böse Hände habe und nicht 
zugreifen möge und ob er dem Herzog die Hand nicht geben würde, 
seine Gnade wolle es nicht übel nehmen“, d. h. der alte verbissene 
Herr hatte keine Lust, seinem vermeintlichen Widersacher die Hand zu 
reichen. Als es dann zu einer Begegnung kam und es Albrecht 
daran lag, die Namen der Leute zu erfahren, die seinem Schwiegersohn 
so thörichte Sachen zu Ohren getragen hätten, da fand Sigmund, 
daß es doch Essenszeit sei und bat Albrecht, in seine Herberge zu 
gehen und fröhlich zu sein; morgen wolle er wieder mit ihm reden. 
Und Albrecht entsprach diesem Verlangen, wohl ganz im Gegensatz 
zu seiner Anschauung von den Dingen. Als dann Sigmund weitere 
Ausflüchte machte, versicherte ihm Albrecht, er wolle zu Sigmund 
kommen, es sei gleich selbviert, selbdritt, selbander oder allein, und 
sollte er zu Fuße gehen, so wolle er doch kommen, wo sein Sohn 
sei, und so lange klopfen, bis er gehört werde, und wolle es nicht 
lassen, und sollte er darum erstochen werden. Der treuherzige Ton, 
der aus diesen Äußerungen hervorklingt, ebenso wie die unhöflich 
mißtrauische Art des alten griesgrämigen Erzherzogs beweist, daß
	        
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