— 880 —
büchsen vertreten. Die Ausrüstung mit Feuerwaffen wurde insbesondere
von den Städten verlangt, doch auch der Bischof und das Domkapitel zu
Meißen wurden dafür in Anspruch genommen. Die Hakenbüchsen hatten
ihren Namen daher, daß das schwere Rohr zur Ermöglichung eines,
wenn auch nur einigermaßen sicheren Schusses mit einem Haken, der
vorn angebracht war, in eine in die Erde gesteckte Gabel eingehängt
wurde, während man den Schaft unter den Arm nahm. Ihrer Schwere
wegen wurden sie auf Wagen nachgefahren. Für die „Arkolei“ oder
„Artollerei“, die Artillerie, und ihre Ausbildung hatte Albrecht großes
Interesse; sie war vertreten durch die erwähnten Karrenbüchsen, da die
unförmlichen Rohre auf Karren geladen werden mußten. — Auf den
erwähnten Rüstwagen befanden sich alle zum Kriege notwendigen Werk-
zeuge, als Rodehacken, Ketten, Aushilfsaxen, die Hakenbüchsen und
dergleichen, und man rechnete auf je fünfzehn Fußknechte einen Wagen,
es kamen aber dazu die Futter= und Speisewagen, alles in allem eine
recht beschwerliche Ausrüstung, die die Beweglichkeit der Heere noch
sehr einschränkte.
Eine genaue Festsetzung der Zeit, in der zuerst im sächsischen
Heere Feuergewehre in nennenswertem Umfange verwandt wurden,
wird kaum möglich sein. Die Wichtigkeit des Feuergewehrs ergab sich
in den Hussitenkriegen, in denen Friedrich der Streitbare dem Feinde
bei Brüx zwei große Büchsen, zwei „Feuermörsel“ und vierzehn kleinere
Geschütze abgenommen hatte. Für Thüringen erzählt der früher öfter
erwähnte Konrad Rothe in seiner Chronik, daß 1365 der Herzog
Albrecht II. von Braunschweig-Grubenhagen bei der Verteidigung seines
Schlosses Salz an der Helden gegen Friedrich den Strengen
sich einer Bleibüchse bedient habe, und thut dies mit den Worten:
„Diz war dy erste Buchse dy yn dessin landin vernommen wart."
Dann aber hört man einige Jahre nichts von dergleichen; aber zum
Jahre 1394 berichtet eine erfurter Stadtchronik, daß man in dieser
Stadt Büchsen aus Metall zu gießen begonnen und Schwefel, Sal-
peter und anderes in Menge angeschafft habe. Im Jahre 1444 goß
man zu Erfurt ein besonders großes Geschütz, der „Erfurthische Wirth“
genannt, mit 140 Zentnern Kupfer; um 1479 findet sich schon eine
stattliche Rechnung, indem der Rat angekauft hat für 325 Schock Salz,
für 371 Schock 33 Zentner Salpeter, 4 Zentner Blei, 4 Schlangen,