Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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nur nach freiberger Bergrecht, wie überhaupt Freiberg die maßgebende 
Instanz blieb und dort auch die Bergrechnungen der anderen Bergbau 
treibenden Orte nachgeprüft wurden. Unter dem freiberger Oberberg- 
hauptmann standen die Bergmeister zu Freiberg und Schneeberg, die 
zugleich das Amt eines „Leihers", d. h. die Verleihung von Berg- 
werk im Namen des Fürsten, zu besorgen hatten. Im Falle von 
Streitigkeiten betreffs der Leihung sollte sich der Bergmeister mit den 
Berggeschworenen und dem Bergvogte einigen. Unter dem Bergmeister 
standen die Schichtmeister, die jenem und den Bergschöppen über die 
Zubuße Rechnung ablegen mußten; die Nachprüfung besorgte dann 
der Bergvogt. Die Schichtmeister führten auch die Aussicht über die 
Bergknappen. Die Zehntner ferner überwachten die landesherrlichen 
Einnahmen bei dem Berg= und Münzwesen und die Markscheider 
endlich leiteten die Vermessungen nach den Regeln und Vorschristen 
der bergmännischen Kunst. 
Ehe Schneeberg in Ausschwung kam, ward noch an vielen anderen 
Orten des Gebirges Bergbau getrieben; so sind Schlettau bei Anna- 
berg, Geyer, Elterlein, das um 1392 von Geyer aus gegründete 
Geyersdorf bei Annaberg, Ehrenfriedersdorf, wo man schon 1315 nach 
Zinn grub, alte Bergorte. Durch schneeberger Bergleute aber wurden 
am Anfang des 16. Jahrhunderts Platten und Gottesgabe angelegt 
und in die unwirtlichen Waldgegenden im Südwesten unseres Vater- 
landes, wo noch Bär und Wolf hausten, drangen Erz suchende Berg- 
leute als Pioniere der Kultur. — Nach der alten Sage zeigte ein 
Engel einem Bergmanne Daniel Knappe, der in der Nähe des Pöhl- 
berges wohnte, im Traume ein Nest voll goldener Eier im Walde, 
und als er nach dem Erwachen im Walde darnach suchte, erschien ihm der 
Engel ein zweites Mal und führte ihn statt zu einem solchen kostbaren 
Neste zu einer Stelle, an der er nach Silber schürfen sollte und nun auch 
wirklich solches fand. Die Geschichte dagegen weiß nur von einem 
armen Bergmann Kaspar Niezelt zu erzählen, der am 27. Olktober 
1492 am Schreckenberge beim Schürfen auf einen starken Silbergang 
stieß und ihn dann sich mit vier anderen Bergleuten übertragen ließ. 
Die sogenante alte Fundgrube lieferte dann bereits 1496 im Quartal 
Reminiscere 1980 Gulden Ausbeute, und der Gesamtertrag in den 
ersten drei Jahren bezifferte sich auf 124 838 rheinische Gulden.
	        
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