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daß der Burggraf ein großes Gelage und Tanzfest zur Taufe eines
Enkels gegeben hatte, und führte ihn samt seinem ältesten Sohne mit sich
gefangen hinweg. In dieser Haft starb Otto Heyde. Wenn, wie gemeint
wird, der Markgraf dieser Sache nicht fern stand, so mußte er um so
größeres Wohlgefallen an den Streitigkeiten haben, die nach dem Tode des
Burggrafen unter seinen Söhnen ausbrachen. Von diesen stand wohl
Jeschke (Jasko, Johann) von Dohna seinen Brüdern voran. Er war es,
der nach der Art der Zeit unaufhörlich Plünderungs- und Raubzüge gegen
die unter dem Geleite des Markgrafen reisenden Kaufleute, insbesondere
polnischer Nation, verübte. Es nützte nichts, daß die Markgräfin Elisabeth
in Abwesenheit ihres Mannes, der im Mai 1400 in Reichsangelegen-
heiten in Frankfurt weilte, von den Donins die Rückgabe der geraubten
Güter forderte. Sie ward mit Hohn abgewiesen. Von Frankfurt
zurückgekehrt, nahm Wilhelm sofort den Kampf gegen die übermütigen
Wegelagerer auf; während dessen kam einer der Donins, der vierte
Bruder, durch einen Schuß ums Leben. Der bevorstehende böhmische
Feldzug des Jahres 1401 veranlaßte Wilhelm im März 1401, mit
den Donins einen Waffenstillstand abzuschließen und durch seinen
Bruder und seine Neffen eine Versöhnung anzubahnen. Doch konnte
von letzterer keine Rede sein, da Jeschke sich hartnäckig erwies und,
übrigens nicht ohne Grund, dem Markgrafen mißtraute. So entbrannte
nach dem böhmischen Feldzug der Kampf im Mai des Jahres 1402
von neuem. Es nützte Jeschke nichts, daß König Sigismund, der am
6. März 1402 verräterischerweise seinen Bruder Wenzel gefangen
gesetzt und sich der Herrschaft in Böhmen bemächtigt hatte, für ihn
bei Wilhelm vorstellig wurde. Dieser ging unbeirrt seinen Weg weiter.
Zwar mißlang sein Versuch, einen Dienstmann des Böhmenkönigs,
den Ulemann von Molbach auf Liebenthal, durch das Versprechen
von 1000 Schock Groschen zur Auslieferung Pirnas zu bestechen.
Aber dem mächtigen Aufgebot des Markgrafen, dem nicht nur seine
Vasallen, sondern auch die osterländischen Neffen und die Bürger von
Leipzig und Delitzsch und andere über die burggräflichen Plackereien
entrüsteten Städte Zuzug leisteten, waren die Donins schließlich doch
nicht gewachsen. Jeschke ward zunächst auf seiner Burg Dohna ein-
biclossen. Am 10. Juni 1402 war sie in den Händen der Be-
agerer. Der Leipziger Bürger Druckschuch soll der erste unter den