Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

— 622 — 
daß der Burggraf ein großes Gelage und Tanzfest zur Taufe eines 
Enkels gegeben hatte, und führte ihn samt seinem ältesten Sohne mit sich 
gefangen hinweg. In dieser Haft starb Otto Heyde. Wenn, wie gemeint 
wird, der Markgraf dieser Sache nicht fern stand, so mußte er um so 
größeres Wohlgefallen an den Streitigkeiten haben, die nach dem Tode des 
Burggrafen unter seinen Söhnen ausbrachen. Von diesen stand wohl 
Jeschke (Jasko, Johann) von Dohna seinen Brüdern voran. Er war es, 
der nach der Art der Zeit unaufhörlich Plünderungs- und Raubzüge gegen 
die unter dem Geleite des Markgrafen reisenden Kaufleute, insbesondere 
polnischer Nation, verübte. Es nützte nichts, daß die Markgräfin Elisabeth 
in Abwesenheit ihres Mannes, der im Mai 1400 in Reichsangelegen- 
heiten in Frankfurt weilte, von den Donins die Rückgabe der geraubten 
Güter forderte. Sie ward mit Hohn abgewiesen. Von Frankfurt 
zurückgekehrt, nahm Wilhelm sofort den Kampf gegen die übermütigen 
Wegelagerer auf; während dessen kam einer der Donins, der vierte 
Bruder, durch einen Schuß ums Leben. Der bevorstehende böhmische 
Feldzug des Jahres 1401 veranlaßte Wilhelm im März 1401, mit 
den Donins einen Waffenstillstand abzuschließen und durch seinen 
Bruder und seine Neffen eine Versöhnung anzubahnen. Doch konnte 
von letzterer keine Rede sein, da Jeschke sich hartnäckig erwies und, 
übrigens nicht ohne Grund, dem Markgrafen mißtraute. So entbrannte 
nach dem böhmischen Feldzug der Kampf im Mai des Jahres 1402 
von neuem. Es nützte Jeschke nichts, daß König Sigismund, der am 
6. März 1402 verräterischerweise seinen Bruder Wenzel gefangen 
gesetzt und sich der Herrschaft in Böhmen bemächtigt hatte, für ihn 
bei Wilhelm vorstellig wurde. Dieser ging unbeirrt seinen Weg weiter. 
Zwar mißlang sein Versuch, einen Dienstmann des Böhmenkönigs, 
den Ulemann von Molbach auf Liebenthal, durch das Versprechen 
von 1000 Schock Groschen zur Auslieferung Pirnas zu bestechen. 
Aber dem mächtigen Aufgebot des Markgrafen, dem nicht nur seine 
Vasallen, sondern auch die osterländischen Neffen und die Bürger von 
Leipzig und Delitzsch und andere über die burggräflichen Plackereien 
entrüsteten Städte Zuzug leisteten, waren die Donins schließlich doch 
nicht gewachsen. Jeschke ward zunächst auf seiner Burg Dohna ein- 
biclossen. Am 10. Juni 1402 war sie in den Händen der Be- 
agerer. Der Leipziger Bürger Druckschuch soll der erste unter den
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.