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Groschen dem Werte einer feinen Mark Silbers noch nicht einmal
ganz gleich gekommen seien, da doch ursprünglich ein Schock ihn
ausmachen sollte, so begreift sich die in zeitgenössischen Schriftstellern
insgemein laut werdende Klage über die Anarchie in der Münze und
die damit verbundenen, ganz auffälligen wirtschaftlichen Schwankungen.
Es ergab sich, daß man zwar immer noch im Kleinverkehr die Schock-
rechnung beibehielt, aber das Geld nun wieder wog und nach seinem
Feingehalt berechnete.
Für den Großverkehr führte sich mit fast zwingender Gewalt
und doch ganz naturgemäß die Goldwährung ein, die zu bekämpfen
oder zurückzuschrauben u. a. Kaiser Wenzel und einzelne Landes-
fürsten, z. B. Ernst und Albrecht, durch genauere Festsetzungen des
gegenseitigen Wertes von Gold und Silber sich redliche Mühe ge-
geben haben, ohne jedoch den Prozeß aufhalten zu können. Dieser
hochwichtige Umschwung nahm seinen Anfang von der italienischen
Stadt Florenz, wo nach dem Zeugnisse des Geschichtschreibers dieser
Stadt, Giovanni Villani (k 1348), zuerst im Jahre 1252 Goldmünzen
geprägt wurden mit dem Namen florino d'oro, Blumengoldstücke, weil
sie auf der einen Seite das Stadtwappen, eine Lilienblume, zeigten;
die andere zeigte das Bild Johannes des Täufers, des Stadtpatrons
von Florenz. Nach diesem Vorbilde wurde zuerst 1283 der venetia-
nische Dukaten gemünzt, auf dem der heilige Markus dargestellt war,
wie er dem Herzog von Venedig (doge von dem lat. dun) die Kreuzes-
fahne überreicht; nach dem Hause, wo sich die Münzstätte befand, la
Zecca, nannte man die Münzen auch Zechinen. Es folgte dem Bei-
spiel ferner Karl Robert, aus dem Haus Anjou-Neapel, der König
von Ungarn (1309—1342). Die neue Goldmünze fand dann zunächst
in Böhmen Eingang, wo sie Johann von Luxemburg einführte. Weiter-
hin, zur Zeit Karls IV., ließen auch die rheinischen Kurfürsten, nach-
dem ihnen, wie auch ihren anderen Genossen im Kurkollegium, das
unumschränkte Münzregal durch die Goldene Bulle verliehen war,
Goldmünzen, Gulden, mit dem Bilde Johannes des Täufers schlagen.
Das, was diesen Münzen alsbald allenthalben Ansehen verschaffte und
sie schließlich der Berechnung allgemein zu Grunde legen ließ, so daß
man thatsächlich von einer Goldwährung reden kann, das war das
genaue Festhalten an dem ursprünglich festgesetzten Gewichte und an