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Kreuzzuges, hatte um die hier behandelte Zeit nur noch durch den
von Rhodus aus geführten Krieg gegen die Türken Ansehen und Be-
deutung; 1522 verlor er die Insel, deren er sich 1309 bemächtigt hatte,
an den mohammedanischen Glaubensfeind. Der nächstälteste Orden, der
der Templer, gegründet 1119, verfiel nach dem Zeitalter der Kreuz-
züge durch Ausnutzung und Mißbrauch der ihm gewordenen wirt-
schaftlichen Macht in ein üppiges, dem Sinne der Gründer völlig
entgegengesetztes Genußleben und in damit verbundene Unsittlichkeit,
die sich teilweise auch mit einer durch orientalische Elemente stark be-
einflußten Ketzerei zu vermählen verstand. Weniger diese Gründe, als
die unendlichen, die Habsucht Philipps IV. von Frankreich reizenden
Reichtümer des Ordens riefen 1306 einen ganz Europa aufregenden
Prozeß hervor, der 1312 mit der Auflösung des Tempelherrenordens
durch Clemens V. endete. Die Deutschherren aber, die 1191 bei Ge-
legenheit des von Friedrich Barbarossa angeführten Kreuzzuges gegründet
worden waren und ihre Bestätigung von Clemens III. erhalten hatten, sich
dann nach Verlust des heiligen Landes von Friedrich II. auf das heid-
nische Preußen hingewiesen sahen und eben dort in der Niederwerfung
und Bekehrung dieser Heiden eine ihrer ursprünglichen ganz ähnliche
Mission im Laufe des 13. und 14. Jahrhunderts auszuüben gelernt
hatten, verloren nach der Erfüllung dieser Aufgabe ebenfalls ihre
innere Kraft und erlagen 1410 bei Tannenberg dem Schwerte der
Polen oder büßten damals wenigstens ihre politische Selbständigkeit
ein, an deren Erringung auch wettinische und thüringische Fürsten,
wie wir sahen, beteiligt gewesen waren. So lag es nahe, dem Ritter-
tum einen neuen Mittelpunkt zu geben, um den es sich scharen, an
dem es einen neuen Halt gewinnen könnte. Wer konnte diesen besser
abgeben als ein mächtiger Landesfürst? Zwar hatten sich der wachfen-
den Macht der Städte gegenüber nunmehr weltliche Ritterorden oder
auch Ritterbünde gebildet, die ihre Spitze bald gegen die über ihre
Häupter sich erhebenden Fürstengeschlechter richteten. Aber sie waren
zwischen diesen beiden Mühlsteinen zerrieben worden. Dafür nahmen
nun die Fürsten das Recht in die Hand, die auseinanderfallenden
Glieder des Adels wieder in Orden zu einen und diese mit einem
dynastischen Interesse zu erfüllen. Dahin gehört vor allen Dingen, von
früheren Gründungen abgesehen, der von Herzog Philipp III., dem
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