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dieser Stadt 1393 fungierende Konrad Brückner war zugleich von
dem Markgrafen Wilhelm I., dem Einäugigen, zum Vogt und Schloß-
hauptmann ernannt worden und arbeitete dem Markgrafen unverhohlen in
die Hände. Mit Hilfe der Ratsherren Nicol Haugk und Franz Steussing
brachte er Unfrieden in den Rat und wußte durch Aussprengen übler
Gerüchte namentlich dessen Rechtspflege so in Mißkredit zu bringen,
daß Markgraf Wilhelm dem Rate die Gerichtsbarkeit entzog, ein ebenso
pekuniär wie politisch harter Schlag für die Bürgerschaft. Obzwar
man deutliche Beweise von der Doppelzüngigkeit und verräterischen
Gesinnung Steussings hatte, der übrigens noch 1401 Bürgermeister
gewesen war, so getraute man sich doch nicht aus Furcht vor dem
Markgrafen und seinem Vogte, ihm zu nahe zu treten; ja, da er sich
bei den Beratungen über die Wiedergewinnung der Gerichtsbarkeit
mit anscheinender Biederkeit für die Sache aussprach, bestimmte man
ihn zum Führer einer Abordnung, die den Markgrafen um die Wieder-
verleihung der Gerichte ersuchen sollte. Er führte die ihm anvertraute
Sache so trefflich, daß Markgraf Wilhelm die Gerichte gerade ihm über-
trug und gerade ihm die Erbschulzenwürde erteilte. Natürlich war man in
Zwickau über diesen perfiden Streich äußerst aufgebracht, wagte aber nichts
dagegen zu thun. Als aber die Nachricht von dem Ableben Wilhelms I.
(9. Februar 1407) nach Zwickau gelangte, meinte man, nun ohne Gefahr
den seines Beschützers Beraubten zur Verantwortung ziehen zu können.
Als Steufsing einer Vorladung des Rates nicht gefolgt war, begab sich
der damalige Bürgermeister Peter Mergenthal mit bewaffneter Mannschaft
aufs Schloß, nahm den verhaßten Stadtrichter gefangen und unterzog
ihn vor dem Rate einem längeren Verhör. Darnach auf kurze Zeit
wieder aufs Schloß entlassen, wurde er dann wieder in den Kerker
geworfen und am 14. Februar 1407, am Valentinstage, auf dem
zwickauer Markte enthauptet. Aber die Zwickauer hatten sich getäuscht,
wenn sie vermeinten, daß ihnen das so ungestraft hingehen würde.
Wilhelms Nachfolger, seine beiden Neffen Friedrich der Streitbare
und Wilhelm, luden nach vorangegangener Untersuchung der Sache
die am meisten gravierten Mitglieder des Rates nach Meißen vor ihr
Gericht. Wessen sie sich da zu versehen hatten, wußten der Bürger-
meister Mergenthal und die Ratsherren Hans Dithmar und die Ge-
brüder Hans und Stephan Gulden recht wohl. Sie nahmen darum
Sturmhoefel, Seschichte der sächsischen Lande. 58