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gewöhnt, seinen böhmischen Verwandten gegenüber nicht allzu will-
fährig zu sein und seinen Preis zu stelen. Dagegen kam ein Ver-
trag Brandenburgs halber zu stande. Da Jobst den größeren Teil
seiner Schuld an Wilhelm abgetragen hatte und für den Rest genügende
Sicherheit bot, so wurde die Statthalterschaft Wilhelms aufgehoben.
Wenige Jahre noch, und das Schicksal der Mark war in andere
Hände gelegt, die das Wohl des Landes ebenso zu fördern wußten,
wie es Wilhelm schon begonnen hatte. — Mit Wenzel dagegen blieb
die Verständigung noch aus, namentlich da er im Dezember 1403
noch den Jeschke von Dohna bei sich hatte. Nach dessen Verschwinden
schlossen Wilhelm und Wenzel Anfang Juli 1404 Friede und Freund-
schaft und vermittelte alsbald ersterer zu Breslau am 6. Juli eine
Zusammenkunft mit König Wladislav von Polen und ein Bündnis
der zwei Könige. Wenzel war entzückt von den „angenehmen und
steten Diensten und Treuen“ Wilhelms; er wies ihm wöchentlich vier-
undzwanzig Mark an, die ihm die Münze zu Kuttenberg bezahlen
sollte, dann jährlich hundert Mark auf das Kloster Ossegg, das eigentlich
Wilhelm schon von den Herren von Riesenburg gekauft hatte, schließlich
setzte er ihm die Stadt Pirna für 3000 Schock Groschen zum Pfande
und erließ ihm davon auch noch 1000 Schock. Damit kam ein altes
wettinisches Besitztum wieder an das Haus zurück, das bald die
Wettiner, bald die Bischöfe von Meißen, bald Böhmen in der Folge
der Zeit zu Besitzern gehabt hatte. Auch das Städtchen Gottleuba
erhielt Wilhelm, doch scheinen die damaligen böhmischen Herren der beiden
Städte erst auf sein sehr dringliches Verlangen sie ihm übergeben zu
haben; auf Pirna namentlich erhob dann noch 1422 König Sigismund
Ansprüche, wiewohl vergeblich, ebenso auf die Colditzer Herrschaften, die
nach manchen Vorverhandlungen 1404 endgültig von Wilhelm für
15 000 Mark Silbers erworben wurden. Es ist ein ganz entschiedenes
Verdienst Wilhelms gewesen, daß er diese in das Meißnische herein-
reichenden böhmischen Gebietsteile zu seiner Herrschaft schlug und diese
damit nach außen abrundete. In einem folgenden Zeitalter, als das
Tschechentum in unerhörtem Aufschwunge die Grenzen Böhmens
überflutete, zeigte sich der Vorteil, diese böhmischen Keile beseitigt zu
haben. Allerdings haben die meißnischen Städte und auch die Geist-
lichkeit oft genug darüber zu seufzen gehabt, wie sehr ihre. Leistungs-
Sturmhvefet. Geschichte der sächsischen Lande.