Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

— 931 —0 
Abzug bewogen, wozu ihn überdies, und zwar wahrscheinlich noch 
mehr, die Nachricht von den feindseligen Bewegungen des Herrn von 
Gera in seinem Rücken veranlaßt haben mag; denn gegen diesen wandte 
er sich nun auch von Naumburg aus. Nun erinnern wir uns, daß 
Herzog Wilhelm in seine Dienste auch böhmische Hilfsvölker genommen 
hatte, die noch ganz in der Hussitenmanier zu Felde lagen. So hat 
denn also Rauh dies Ereignis in die Zeit des allbekannten Hussiten- 
krieges willkürlich verlegt, um zugleich eine Erklärung zu finden für 
ein seit der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts nachweisbares Schul- 
fest, ein sogenanntes Brunnenfest, das im sogenannten Buchholz 
bei Naumburg gefeiert worden ist, wie solche Brunnenfeste bei unsern 
Vorfahren allenthalben in Gebrauch waren und offenbar noch auf die 
heidnischen Zeiten zurückgehen. 
Unter den meißnischen Städten ist Dresdens schon Erwähnung 
gethan worden wegen der Entwickelung seiner Ratsverfassung, die sich 
ähnlich auch in anderen Städten findet. Sein materieller Wohlstand 
nahm zu, seit es nach der Teilung von 1485 Residenzstadt wurde. 
Hebend war das von Ernst und Albrecht 1472 der Stadt verliehene 
Privileg, von allem durchpassierenden Kaufmannsgut eine Abgabe zu 
erheben. Gleichermaßen hatte Leipzig im Jahre 1464 von Friedrich dem 
Sanftmütigen eine Erhöhung des schon früher bestehenden Wagegeldes von 
in= und ausländischen Kaufmannsgütern erhalten, das dann Ernst und 
Albrecht noch steigerten. Die Einträglichkeit dieses Wagegeldes erhellt 
aus der Summe, die sie für die ihnen verliehene Gunst den beiden 
Fürsten zahlten, nämlich 6000 rheinische Gulden. Der Wohlstand der 
Stadt tritt auch in anderen Dingen zu Tage. 1385 kaufte der Rat 
von dem Markgrafen Wilhelm das Dorf Eutritzsch, wo damals sieben- 
unddreißig Bauern wohnten; 1363 hatte er von dem Herrn Thimo 
von Colditz den von diesem bis dahin erhobenen Marktzoll erworben. 
Die Herren von Colditz besaßen auch bis 1433 die Fischereigerechtig- 
keit in der Parthe. Zu den zwei Jahrmärkten der Stadt kam 1458 
der Neujahrsmarkt hinzu. Die Wohlhabenheit der Bürger zeigte sich 
wie in Erfurt durch gemeinnützige Stiftungen. Manche davon erscheinen 
uns heute sonderbar, wie wenn 1434 Martin Schindler ein Legat 
aussetzte von 100 rheinischen Gulden, damit von den Zinsen jährlich 
einmal Heringe gekauft und an arme Leute verteilt werden sollten. — 
59 *
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.