Auch Leipzig sorgte für Spitäler; doch ist die größte derartige Ein-
richtung nicht von der Stadt aus begründet worden, sondern von un-
glücklichen Kranken selbst, namentlich von Aussätzigen. Nach der
gewöhnlichen Überlieferung kauften nämlich 1278 Leprosen von einem
leipziger Bürger und Kaufmann mit Namen Walter vier Morgen
Landes für fünf Mark Silbers; es lag das Gebiet auf der Flur von
Reudnitz, das damals zum Besitze des Thomasmünsters gehörte. 1305
hatte das Hospital seine eigene Kirche, die jedoch nicht an Stelle der
heutigen Johanneskirche lag, sondern weiter nach Süden zu. Nakür-
lich stand diese Kirche, wie auch die Jakobs= und Petrikapelle, unter
dem Propste des Thomasklosters. Ein zweites Hospital, das nach
dem Lindwurmtöter genannte Georgenhospital, war schon 1213 ge-
gründet worden. Es stand vor dem ranstädter Thore und wurde
1439 vom Rate den Augustinerchorherren abgekauft, unter denen es
seit seiner Gründung gestanden hatte, und bald darnach umgebaut.
Nach einer Sage erschien da im Jahre 1441 eine schöne Pilgerin, die
Maria hieß und aus dem gelobten Lande kam. Nachdem sie ein paar
Tage durch ihr frommes Gebet die Andacht der Kranken entflammt
hatte, wandte sie sich am Johannistage an die mit ihr knieende und
betende Schar mit den Worten: „Im Namen Gottes sage ich euch,
wer heut mir folgt, der wird gesunden.“ Da zogen ihr denn die
Kranken nach Osten zu auf die Höhe des Thonberges, und hier
sprudelte auf das Gebet der Jungfrau ein Quell hervor, den Maria
segnete und aus dem sie in einem aus Jerusalem mitgebrachten Kelche
Wasser schöpfte. Das reichte sie den mitgezogenen Kranken zur Ge-
nesung, schwang sich dann auf den Rücken eines weißen Rehes, das
im Garten des Propstes zu St. Thomas gehalten wurde und sich
durch die Menge zu ihr gedrängt hatte, und ritt davon in der Rich-
tung auf das connewitzer Gehölz. Das Reh kam aber nach drei Tagen
wieder mit einem Ephenkranze um den Hals. Erst 1569 ist dann
das dritte Hospital zu Ehren des heiligen Jakobus gegründet worden;
es lag vor dem Petersthore. — Der zum Johannishospital gehörige
Friedhof wurde am Ende des 15. Jahrhunders zum allgemeinen Be-
gräbnisplatz für die Leichen aus der Vorstadt und den eingepfarrten
Dorfschaften und seit 1536 für die ganze Stadt infolge eines Ver-
botes des Herzogs Georg, daß keine Toten mehr in der Stadt be-