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und der Rat immer Händel mit der Ordensgeistlichkeit; es mag dabei
nochmal an den Widerstand gegen die Gründung des Thomasklosters
erinnert werden. Die Dominikaner kamen um dieselbe Zeit nach
Leipzig wie die Augustiner und erbauten ihr Kloster und ihre Kirche
am grimmaischen Thore; es ist das sogenannte Paulinum mit seiner
Kirche. Sie waren sehr reich und hatten auch Besitzungen in Torgau,
Eilenburg und Grimma; für diese suchten die genannten Steädte sie
zu den Steuern heranzuziehen, erhielten aber eine Abweisung, weshalb
sie sich beschwerend an den Kurfürsten Friedrich den Sanftmütigen
wandten; aber auch deeser beschied sie abschlägig. — Zuletzt von den
Orden kamen die Barfüßer in die Stadt, etwa um die Wende vom
14. zum 15. Jahrhundert. Ihre Klosterkirche, die heutige Matthäi-
kirche wurde erst 1494 zu bauen begonnen und 1501 eingeweiht.
Auch die Thomaskirche erfuhr um diese Zeit einen Umbau; sie wurde
1482 abgebrochen und der Neubau 1496 eingeweiht. Schon 1477
war die große Glocke auf dem Johannisturme durch Nikolaus Eisen-
berg gegossen worden, der auch mit Meister Lukas zusammen die Nikolai-
glocke 1452 gegossen hatte.
Das Wachsen der Stadt und ihr Handel brachte auch die Hand-
werker zu Wohlstand und erhob die Bedeutung von deren Innungen.
Zu den Beschränkungen für den Eintritt in eine solche, daß nämlich
keines Schäfers, Baders oder Erbmüllers Kinder noch auch uneheliche
ausgenommen werden sollten, kam in Leipzig noch die besondere Be-
stimmung, daß die Eltern keine Wenden gewesen sein dürften. Als
zu Innungen zusammengeschlossen begegnen uns in Leipzig zunächst
die Fischer, von deren eigentümlichem Verhältnis zum Thomaspropste
schon früher die Rede war, dann Gerber und Schuhmacher, die sich
wegen des Ledereinkaufs mehrfach in den Haaren lagen, ferner die
Schneider, die Bäcker, die Fleischer, die Tuchmacher, Goldschmicde,
Böttcher, Tischler, Zimmerleute, Schmiede, deren Innungen sich meist
nicht in ihrem Anfange genau festlegen lassen, aber schon in der ersten
Hälfte des 15. Jahrhunderts ebenso wie die Kaufmanns= oder Kramer-
gilde in hoher Blüte standen. Der Innungsgeist führte leicht zu
Reibereien; so hatte 1431 Friedrich der Sanftmütige eine Irrung zu
schlichten zwischen den Barbieren und Fleischern und trug dann beiden
Körperschaften auf, den von ihm gestifteten Vergleich in die Innungs-