Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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sollte. In Altendresden bestand auch eine Schützenbruderschaft. Hier 
beschloß der Rat 1487, zwölf Groschen zu einem Hosentuche für den 
Schützenkönig beim Vogelschießen zu spenden. Sehr feines Tuch 
scheint man für das Geld nicht haben erwerben können; denn dem 
Beschlusse wird ergötzlicherweise hinzugefügt: falls der König es ver- 
möchte und thun wollte, könnte er „mit seinem eigem gelde des zu 
bessern wol was dorzulegen". Zu Ende des 16. Jahrhunderts wurden 
die Hosentücher in Geldprämien umgewandelt, die aber bis auf die 
neueste Zeit den Namen Hosentücher beibehielten. 
Die Juden. 
In der Stellung der Juden ist eine Verschärfung der öffentlichen 
Meinung gegen sie in diesem Zeitalter zu beobachten. Diesen Wandel 
verursachte, wie schon erwähnt wurde, das Schreckensgespenst der Pest. 
Es wurde darauf hingewiefen, daß die Judenverfolgungen in Deutsch- 
land der großen Pest des Jahres 1348 nicht folgten, sondern voran- 
gingen; es war gewissermaßen eine Vorsichtsmaßregel, da man sich 
die Brunnen nicht ebenfalls von ihnen vergiften lassen wollte. Im 
Februar 1349 fanden Judenbrände statt in Gotha, Eisenach, Arn- 
stadt, Ilmenau, Frankenhausen und Dresden, im März zu Erfuxt. Den 
auf diese Weise im ganzen Reiche verfolgten und gequälten Menschen 
gewährte im April 1350 Markgraf Ludwig von Brandenburg Auf- 
nahme, natürlich weniger aus Menschenfreundlichkeit, als in der Aus- 
sicht auf eine ergiebige Einnahmequelle. Wenn nun ein der Pest zeit- 
genössischer Schriftsteller die Meinung ausspricht, damals seien wohl 
alle Juden untergegangen mit Ausnahme einiger weniger in über- 
seeischen Ländern, so beweist das zwar für den furchtbaren Umsang 
des Mordens, ist aber eben nicht richtig. Bald tauchen die Juden 
in den von ihnen früher schon bewohnten Städten wieder auf. Nach 
Erfurt kam 1357 eine Anzahl Juden aus Fulda, Arnstadt und Dom- 
burg und mietete sich vom Rate die Judenschule und einige Häuser, 
wiederum um Handel zu treiben; sie mußten aber ein sehr hohes Schut- 
geld zahlen. Es fanden sich dann einige, wahrscheinlich bei der großen 
Verfolgung vom März 1349 konfiszierte hebräische Bücher, die man 
nunmehr wieder an die kleine jüdische Gemeinde für 238 Gulden 
verkauste. Auch Bekehrungen von Juden werden erzählt, die aber
	        
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