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sollte. In Altendresden bestand auch eine Schützenbruderschaft. Hier
beschloß der Rat 1487, zwölf Groschen zu einem Hosentuche für den
Schützenkönig beim Vogelschießen zu spenden. Sehr feines Tuch
scheint man für das Geld nicht haben erwerben können; denn dem
Beschlusse wird ergötzlicherweise hinzugefügt: falls der König es ver-
möchte und thun wollte, könnte er „mit seinem eigem gelde des zu
bessern wol was dorzulegen". Zu Ende des 16. Jahrhunderts wurden
die Hosentücher in Geldprämien umgewandelt, die aber bis auf die
neueste Zeit den Namen Hosentücher beibehielten.
Die Juden.
In der Stellung der Juden ist eine Verschärfung der öffentlichen
Meinung gegen sie in diesem Zeitalter zu beobachten. Diesen Wandel
verursachte, wie schon erwähnt wurde, das Schreckensgespenst der Pest.
Es wurde darauf hingewiefen, daß die Judenverfolgungen in Deutsch-
land der großen Pest des Jahres 1348 nicht folgten, sondern voran-
gingen; es war gewissermaßen eine Vorsichtsmaßregel, da man sich
die Brunnen nicht ebenfalls von ihnen vergiften lassen wollte. Im
Februar 1349 fanden Judenbrände statt in Gotha, Eisenach, Arn-
stadt, Ilmenau, Frankenhausen und Dresden, im März zu Erfuxt. Den
auf diese Weise im ganzen Reiche verfolgten und gequälten Menschen
gewährte im April 1350 Markgraf Ludwig von Brandenburg Auf-
nahme, natürlich weniger aus Menschenfreundlichkeit, als in der Aus-
sicht auf eine ergiebige Einnahmequelle. Wenn nun ein der Pest zeit-
genössischer Schriftsteller die Meinung ausspricht, damals seien wohl
alle Juden untergegangen mit Ausnahme einiger weniger in über-
seeischen Ländern, so beweist das zwar für den furchtbaren Umsang
des Mordens, ist aber eben nicht richtig. Bald tauchen die Juden
in den von ihnen früher schon bewohnten Städten wieder auf. Nach
Erfurt kam 1357 eine Anzahl Juden aus Fulda, Arnstadt und Dom-
burg und mietete sich vom Rate die Judenschule und einige Häuser,
wiederum um Handel zu treiben; sie mußten aber ein sehr hohes Schut-
geld zahlen. Es fanden sich dann einige, wahrscheinlich bei der großen
Verfolgung vom März 1349 konfiszierte hebräische Bücher, die man
nunmehr wieder an die kleine jüdische Gemeinde für 238 Gulden
verkauste. Auch Bekehrungen von Juden werden erzählt, die aber