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geistlichkeit in Harnisch brachte, aber es gab auch unbeteiligte Prälaten,
die dagegen Verwahrung einlegten. Der Bischof Johann VI. von Saal-
hausen, der zweifellos ein würdiger Vertreter seines Standes war und
dem, beiläufig bemerkt, das schöne Schloß zu Wurzen seine Entstehung
verdankt, sprach sich in einem Hirtenbrief gegen den Ablaßhandel über-
haupt aus, darin also ein Vorgänger Luthers, gegen die Butterbriefe
insbesondere aber wandte sich der Ordinarius der Juristenfakultät
zu Leipzig, Johann von Breitenbach, indem er zwar zugab, daß der
eine heidnische Sünde begehe, der sich einen Christen nenne und doch
dem apostolischen Stuhle zu gehorchen sich weigere, daß aber trotzdem
niemand ohne Verletzung seines Gewissens die Fasten brechen dürfe.
Und dabei kommt eine Sache zu Tage, die ebensowenig für des frei-
berger Domkapitels Ehrlichkeit als für des päpstlichen Konsistoriums
Verständnis, sofern guter Glauben bei diesem vorausgesetzt werden
darf, schmeichelhaft ist. Johann von Breitenbach sagte nämlich:
wenn man dem Papste mitgeteilt habe, das Land Meißen habe kein
Dl zum Ersatz der Butter und keine Fische (), und es müßten daher
viele Bergleute in den kalten Gegenden, wo die Zufuhr oft schwierig
sei, binnen der 40 Fastentage geradezu verhungern (0, so sei dies nicht
wahr. Denn es gäbe im Lande nicht bloß das Olivenöl, welches hier-
zulande nicht teurer wäre als die Butter (5), sondern auch eine andere
Art von Ol, aus mancherlei Arten der Feldfrüchte zubereitet, welches
noch wohlfeiler sei als die Butter. Diesen letzteren Vorzug kann
man allerdings dem Rüböl nicht absprechen, doch pflegte man es
schon damals unverhältnismäßig lieber zu Beleuchtungszwecken als
zur Bereitung von Fisch= und anderen Fastenspeisen zu verwenden.
— Dem Beispiele des leipziger Professors folgten die dortigen Domini-
kaner und Barfüßer, indem sie sogar, wie ihre freiberger Brüder,
den Papst Innocenz VIII. darüber interpellierten. Sie riefen da-
durch nach dem ganzen Charakter der Kurie nichts anderes als
eine Bestätigung des vorangegangenen Privilegs hervor. Und als
noch nicht Ruhe wurde, forderte Alexander VI., allerdings eine
Blüte der Menschheit auf päpstlichem Stuhle, dem Gift und Dolch
ganz gewöhnliche Hilfsmittel seiner verschlagenen italienischen Politik
waren, alle, welche gegen den päpstlichen Erlaß seines Vorgängers
geeifert hatten, zum Widerruf auf, sonst lade er sie nach Rom. Endlich