Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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geistlichkeit in Harnisch brachte, aber es gab auch unbeteiligte Prälaten, 
die dagegen Verwahrung einlegten. Der Bischof Johann VI. von Saal- 
hausen, der zweifellos ein würdiger Vertreter seines Standes war und 
dem, beiläufig bemerkt, das schöne Schloß zu Wurzen seine Entstehung 
verdankt, sprach sich in einem Hirtenbrief gegen den Ablaßhandel über- 
haupt aus, darin also ein Vorgänger Luthers, gegen die Butterbriefe 
insbesondere aber wandte sich der Ordinarius der Juristenfakultät 
zu Leipzig, Johann von Breitenbach, indem er zwar zugab, daß der 
eine heidnische Sünde begehe, der sich einen Christen nenne und doch 
dem apostolischen Stuhle zu gehorchen sich weigere, daß aber trotzdem 
niemand ohne Verletzung seines Gewissens die Fasten brechen dürfe. 
Und dabei kommt eine Sache zu Tage, die ebensowenig für des frei- 
berger Domkapitels Ehrlichkeit als für des päpstlichen Konsistoriums 
Verständnis, sofern guter Glauben bei diesem vorausgesetzt werden 
darf, schmeichelhaft ist. Johann von Breitenbach sagte nämlich: 
wenn man dem Papste mitgeteilt habe, das Land Meißen habe kein 
Dl zum Ersatz der Butter und keine Fische (), und es müßten daher 
viele Bergleute in den kalten Gegenden, wo die Zufuhr oft schwierig 
sei, binnen der 40 Fastentage geradezu verhungern (0, so sei dies nicht 
wahr. Denn es gäbe im Lande nicht bloß das Olivenöl, welches hier- 
zulande nicht teurer wäre als die Butter (5), sondern auch eine andere 
Art von Ol, aus mancherlei Arten der Feldfrüchte zubereitet, welches 
noch wohlfeiler sei als die Butter. Diesen letzteren Vorzug kann 
man allerdings dem Rüböl nicht absprechen, doch pflegte man es 
schon damals unverhältnismäßig lieber zu Beleuchtungszwecken als 
zur Bereitung von Fisch= und anderen Fastenspeisen zu verwenden. 
— Dem Beispiele des leipziger Professors folgten die dortigen Domini- 
kaner und Barfüßer, indem sie sogar, wie ihre freiberger Brüder, 
den Papst Innocenz VIII. darüber interpellierten. Sie riefen da- 
durch nach dem ganzen Charakter der Kurie nichts anderes als 
eine Bestätigung des vorangegangenen Privilegs hervor. Und als 
noch nicht Ruhe wurde, forderte Alexander VI., allerdings eine 
Blüte der Menschheit auf päpstlichem Stuhle, dem Gift und Dolch 
ganz gewöhnliche Hilfsmittel seiner verschlagenen italienischen Politik 
waren, alle, welche gegen den päpstlichen Erlaß seines Vorgängers 
geeifert hatten, zum Widerruf auf, sonst lade er sie nach Rom. Endlich
	        
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