Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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die Marienkirche zu Freiberg zu einem Dom erhob. Johanns VI. 
von Saalhausen ist schon Erwähnung gethan worden. Auch das 
Stift Naumburg-Zeitz zeichnete sich durch wissenschaftlich anerkannte 
Leute aus; denn im allgemeinen darf trotz mancher Ausnahmen der 
Satz bestehen, daß eine ernste wissenschaftliche Beschäftigung auch ein 
moralisches Rückgrat giebt. Bischof Theodorich III. von Buckdorf 
war Ordinarius der Juristenfakultät in Leipzig gewesen und machte 
sich auch noch während seiner Amtsführung durch wissenschaftliche 
Arbeiten über das sächsische Recht bekannt, auch stiftete er ein Stipen- 
dium für einen zu Leipzig Studierenden und löste aus seinen Mitteln 
die verkauft gewesene Stadt Borna und ihr Schloß wieder ein. Auf 
die Zierden der erfurter und leipziger Universität, die doch durchaus 
geistlichen Charakters waren, ist noch in anderem Zusammenhange 
zurückzukommen. Aber es mag auf jenen karthäuser Mönch zu Erfurt, 
Johannes Hagen, hingewiesen werden, von dem ein erfurter Chronikon 
zum Jahre 1454 berichtet, er habe auch die Butter, so man ihm aus 
Verehrung zum Essen gebracht hätte, in die Ollampe gethan, damit 
er des Nachts um so länger studieren und schreiben konnte. Auch in 
dem bedeutenden Gemeinwesen Freiberg zeichneten sich in der Geist- 
lichkeit besonders gelehrte und redekundige Dominikaner aus. Dieser 
Orden zählte 1435 Johannes Breslauer, einen weitberühmten Doltor 
und sehr angesehenen Prediger, unter seine Mitglieder, und 1490 
machte sich wieder ein anderer Prediger, nämlich Johannes Kempnit, 
aus Freiberg selbst stammend, berühmt, der nicht nur in seiner Vater- 
stadt, sondern namentlich auch in Böhmen zu Eger, Brix, Leipa und 
an anderen Orten das Evangelium Christi und Mariä Pfalter ver- 
kündigte. Ebenso ist es gewiß, daß die Benediktiner zu Pegau und 
zu Bosau bei Zeitz, die Antonierherren zu Lichtenberg und die Cister- 
zienser zu Altenzelle sich durch wissenschaftlichen Sinn und Studien- 
thätigkeit auszeichneten. Der Abt des letztgenannten Klosters, Martin 
Lochau, beförderte die Wissenschaften und ward hierin von Albrechts 
des Beherzten Sohn Georg in fürstlicher Weise unterstützt. Durch 
ihn wurde die Bibliothek zu Altenzelle berühmt, und ihre Anordnung 
fand vielfach Nachahmung. Auch die Franziskaner zu Meißen zeich- 
neten sich durch Liebe zur Gelehrsamkeit, durch sittlichen Wandel 
und durch furchtlosen Eifer gegen Mißbräuche aus. Auch gedenke
	        
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