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die Marienkirche zu Freiberg zu einem Dom erhob. Johanns VI.
von Saalhausen ist schon Erwähnung gethan worden. Auch das
Stift Naumburg-Zeitz zeichnete sich durch wissenschaftlich anerkannte
Leute aus; denn im allgemeinen darf trotz mancher Ausnahmen der
Satz bestehen, daß eine ernste wissenschaftliche Beschäftigung auch ein
moralisches Rückgrat giebt. Bischof Theodorich III. von Buckdorf
war Ordinarius der Juristenfakultät in Leipzig gewesen und machte
sich auch noch während seiner Amtsführung durch wissenschaftliche
Arbeiten über das sächsische Recht bekannt, auch stiftete er ein Stipen-
dium für einen zu Leipzig Studierenden und löste aus seinen Mitteln
die verkauft gewesene Stadt Borna und ihr Schloß wieder ein. Auf
die Zierden der erfurter und leipziger Universität, die doch durchaus
geistlichen Charakters waren, ist noch in anderem Zusammenhange
zurückzukommen. Aber es mag auf jenen karthäuser Mönch zu Erfurt,
Johannes Hagen, hingewiesen werden, von dem ein erfurter Chronikon
zum Jahre 1454 berichtet, er habe auch die Butter, so man ihm aus
Verehrung zum Essen gebracht hätte, in die Ollampe gethan, damit
er des Nachts um so länger studieren und schreiben konnte. Auch in
dem bedeutenden Gemeinwesen Freiberg zeichneten sich in der Geist-
lichkeit besonders gelehrte und redekundige Dominikaner aus. Dieser
Orden zählte 1435 Johannes Breslauer, einen weitberühmten Doltor
und sehr angesehenen Prediger, unter seine Mitglieder, und 1490
machte sich wieder ein anderer Prediger, nämlich Johannes Kempnit,
aus Freiberg selbst stammend, berühmt, der nicht nur in seiner Vater-
stadt, sondern namentlich auch in Böhmen zu Eger, Brix, Leipa und
an anderen Orten das Evangelium Christi und Mariä Pfalter ver-
kündigte. Ebenso ist es gewiß, daß die Benediktiner zu Pegau und
zu Bosau bei Zeitz, die Antonierherren zu Lichtenberg und die Cister-
zienser zu Altenzelle sich durch wissenschaftlichen Sinn und Studien-
thätigkeit auszeichneten. Der Abt des letztgenannten Klosters, Martin
Lochau, beförderte die Wissenschaften und ward hierin von Albrechts
des Beherzten Sohn Georg in fürstlicher Weise unterstützt. Durch
ihn wurde die Bibliothek zu Altenzelle berühmt, und ihre Anordnung
fand vielfach Nachahmung. Auch die Franziskaner zu Meißen zeich-
neten sich durch Liebe zur Gelehrsamkeit, durch sittlichen Wandel
und durch furchtlosen Eifer gegen Mißbräuche aus. Auch gedenke