Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

setzten sie aus im Würfelspiel zu Verlust oder Gewinn. . ... Alle 
Stellung und Beförderung war nur zu haben für Geld, Vorteil und 
Nutzen, selbst alle Klosterämter, mochten sie auch noch so klein sein, 
wurden von Beliebigen, von Unwissenden, Ungebildeten, Ungelehrten, 
Jünglingen, von Unerfahrenen, Eseln und Unbrauchbaren, die Geld 
gestohlen hatten oder sonst irgendwo besaßen, gekauft, eingenommen 
und bekleidet. Und seitdem werden achtungswerte Männer, wie 
vor Alters, unter Weltgeistlichen und Klosterbrüdern nicht leicht 
gefsunden. Sieh dir an die Abte, die Prioren, Guardiane, Magister, 
Lektoren, Pröpste, alle Kanoniker und seufze! Sieh an ihr Leben, 
Beispiel, Unterricht und Lehre und die Gefahren der Pflegebefohlenen 
und zittere! Auch du, Herr Vater der Erbarmung, sieh es an und 
erbarme dich, weil wir gegen dich gesündigt haben.“ — Was war es 
anders als Simonie, d. h. Erwerbung eines geistlichen Amtes durch 
weltliche Mittel, wenn sich, wie früher erzählt wurde, 1384 Urban VI. 
für die Kandidatur des Andreas von der Duba erwärmte, obgleich 
das merseburger Kapitel schon völlig formenrichtig den Grafen Heimich 
von Stolberg zum Bischof von Merseburg gewählt hatte? Oder wenn 
1371 Bischof Konrad von Meißen, um von der pöpstlichen Kurie 
seine Würde bestätigt zu erhalten, 200 Schock Groschen an Getreide- 
zinsen verkaufen mußte? Wir haben ferner in der Geschichte 
der Brüder Ernst und Albrecht für die oben erhobene Klage 
wegen der Besetzung hoher geistlicher Würden mit Unerfahrenen und 
zu jungen Persönlichkeiten zwei Beispiele gehabt: Hildegard, die 
Schwester der beiden Brüder, war mit 13 Jahren schon Abtissin von 
Quedlinburg, Ernsts Sohn mit 10 Jahren schon zum Erzbischof von 
Magdeburg und Bischof von Halberstadt wenigstens postuliert worden, 
wenige Jahre später wurde er Diethers Nachfolger auf dem Erzstuhle 
von Mainz. Und wenn von dem bösen Beispiele die Rede ist das 
die Kirchenoberen gaben, so erinnern wir uns jenes Ludwig, des 
Bruders Friedrich des Strengen, der sicher kein exemplarisches Leben 
führte und 1382 bei dem Tanzfeste zu Kalbe elendiglich zu Grunde 
ging, oder jenes Sigismunds, des Bruders Friedrich des Sanftmütigen, 
der nur aus Liebe zu einer schönen Nonne in den geistlichen Stand 
trat, im Hochstifte Würzburg durch seine Führung so viel Anstoß 
erregte, doß er, von Kaiser Friedrich III. suspendiert, es ganz verlassen
	        
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