Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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Es mag ergänzend hinzugefügt werden, daß die Benediktiner auf dem 
Petersberge bei der Stadt Wälder, Sümpfe und Oden in fruchtbares 
Ackerland umwandelten, und daß die erfurter Gemüsekultur eng ver- 
knüpft ist mit den Nutzgartenanlagen im sogenannten Dreienbrunnen. 
Dieser hat den Namen von drei Quellen, die am Fuße des Steigers 
entspringen und von denen die mittelste schon 1232 zu einem Brunnen 
gefaßt wurde. Doch begann man erst am Anfang des 15. Jahr- 
hunderts mit der Anlage von Obst= und Gemüsegärten; 1449 konnte 
ein gewisser Thilo Ziegler für das jeweilig älteste Familienmitglied 
den Garten im Dreienbrunnen nebst Teich und Turm auf Lebenszeit 
zum Nießbrauch bestimmen. Der Teich weist dabei auf Fischzucht hin. 
die damals ebensowohl in den Flüssen, als natürlich vor allem in der 
Saale, als auch in künstlich angelegten Teichen vielfach betrieben 
wurde. — Wie die Benediktiner in Erfurt, so machten sich die Bene- 
diktiner von Saalfeld seit dem 11. Jahrhundert um Gemüse= und 
namentlich um Obstzucht verdient, und zwar in dem ganzen zu ihrer 
Pflege gehörigen Saalgebiete. Sie brachten sogar südliche Früchie 
nach jenen barbarischen Gegenden, Pfirsiche, Mandeln, Feigen gedichen 
unter ihrer Fürsorge, die Kirschen wurden durch sie heimisch, von 
der Marone und dem Maulbeerbaum soll es noch heute in jenen 
Thälern ein Exemplar geben, das seinen Stammbaum auf jene Zeit 
zurückführen kann. Vor allem aber setzten sie an Stelle der ein- 
heimischen Holzbirne edlere Sorten und namentlich den Apfel. Darin 
haben auch die Eisterzienser ihrem Beispiel nachgeahmt; nach ihren 
Gutshofe Porstendorf, der zum Kloster Porta Coeli, heute Schul- 
pforta, gehörte, hat der berühmte Borsdorfer Apfel seinen Namen 
bekommen. 
Meißen aks jüngeres Kulturland und in seinen Bevöllerungs= 
und klimatischen Verhältnissen nicht überall so begünstigtes Gebiet 
wie das Nachbarland hat trotzdem in dem letzten Teile des Mittel. 
alters manchen Fortschritt gezeigt. Zwar hemmte, wenn auch die 
Hörigkeit, wie früher schon gesagt wurde, entweder nicht mehr 
oder nur in ganz geringem Umfange vorhanden war, diese die 
freie Entwickelung des Bauernstandes nicht mehr. Dafür kamen 
aber wirtschaftliche Lasten, die vielleicht ebenso schwer empfunden 
wurden als früher das direkte Abhängigkeitsverhältnis. Auch blieben
	        
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