Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

— 978 — 
dem Bauern fernerhin die Frohndienste für die Gutsherrschaft, die 
natürlich die erste Kraft und damit die Arbeitslust dem Bauem 
raubten. Als Gegengewicht wirkte auch hier wieder die Kirche, info- 
fern sie ihre bäuerlichen Unterthanen nicht zum vollen ausnützte, 
sondern ihnen eine menschenwürdige Existenz gönnte. Das ist dann 
auch in den herzoglichen und kurfürstlichen Amtern teils aus persön- 
licher Menschenfreundlichkeit, teils aus praktischer Rücksicht auf die 
von den Gütern zu erzielenden Einnahmen zum Ausdrucke gekommen. 
In dieser Hinsicht ist das Zeitalter Albrechts des Beherzten und seines 
Bruders Ernst nicht ohne Bedeutung. Unter den Vertretern der 
Kirche ist wieder zu nennen der schon rühmlich erwähnte Bischof von 
Meißen Johann von Saalhausen, der sogar selbst einen Bericht 
über seine reiche Thätigkeit hinterlassen hat. Seine Vorgänger hatten 
sich nicht besonders ausgezeichnet, weder wirtschaftlich, noch auch immer 
moralisch. Und so fand dieser Volkswirt reichlich Gelegenheit, mit 
kundigem Auge sein Talent zu bethätigen. Er trat damit in die 
Jußstapfen jenes Konrad von Wallhausen, seines Vorgängers auf dem 
Meißner Stuhle im 14. Jahrhundert, der in so umfänglicher Thälig- 
keit für den Weinbau gesorgt hatte. Auch Johann von Saalhausen 
suchte überall den Weinbau zu fördern, wie denn auch hier im 
Meißner= und Osterlande die Rebe in einem uns heute ganz fremd 
gewordenen Maße Pflege gefunden hat. Altenburg, Pegau, Zei#, 
Leipzig, Roßwein, Nossen und andere werden neben Meißen durch 
urkundliche Belege als reichlich weinbauend erwiesen. Der genamte 
Johann von Saalhausen sorgte aber auch in umffänglicher Weise 
für die Gewinnung neuen Ackerlandes, für die Anlage von Wiesen- 
kultur, für den Neubau der von ihm wüst und zerstört vorgefun- 
denen Schlösser und Häuser seines Sprengels. Für Obst= und 
Waldwirtschaft hatte er ein verständnisvolles Auge. Die Burg von 
Stolpen, seinen Lieblingssitz, stattete er mit edlen und guttragenden 
Obstbäumen aus, deren Anblick und Duft während der Blütezeit den 
Wanderer entzückte. Auch für eine rationelle Ausnützung des Wald= 
bestandes sorgte er, indem er Brettmühlen, namentlich in Wald= 
distrikten, anlegen ließ, immer übrigens darauf bedacht durch persön- 
lichste Mitwirkung den Abgang an Bäumen durch Neuanpflanzungen 
wieder zu ersetzen. Von höchster Wichtigkeit war ferner, daß dieser
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.