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solche Teuerung in Thüringen herrschte, daß der Scheffel Roggen
12 Gulden galt, natürlich rheinische Gulden, zu etwa 7 Mark nach
heutigem Geldwert; dahingegen wird uns für 1507 so wohlfeile geit
berichtet, daß der Scheffel Roggen nur 5 Groschen, also den vierten
Teil eines Guldens, gekostet habe. Solche Preisschwankungen erscheinen
uns heute ganz ungeheuerlich, sind aber aus den mangelnden Verkehrs-
verhältnissen heraus sehr erklärlich. Es bedarf kaum der bestätigenden
Nachricht der Chronik jener Zeit, daß damals viele Leute Hungers
gestorben seien.
Auch Herzog Albrecht war auf die Pflege des Weinstockes be-
dacht und kaufte freigewordene Güter an, um die Rebe in größerem
Umfange anzupflanzen. Fischzucht wurde ebenfalls in den Bereich
seiner landesherrlichen Thätigkeit gezogen. Ein „Teichmacher“ Lorenz
stand in seinen Diensten und mußte ihm an passenden Stellen Fisch-
teiche anlegen; so verdankt der große Teich bei Torgau Albrecht seine
Entstehung. Die häusige Erwähnung der großen Wiese zwischen dem
Rosenthale und dem Schlosse zu Gohlis bei Leipzig unter den Eichen in
den Rechnungen von 1490 und 1491 läßt ferner auf die sorgfältige Heu-
nutzung schließen. Auch dem Mühlenwesen schenkten Ernst und Albrecht
besondere Aufmerksamkeit. Es gab namentlich zu Wittenberg an der
Elbe ansehnliche Mühlenwerke. Für Erfurt haben wir zum Jahre 1436
die Nachricht, daß es damals dort dreiundzwanzig Mehlmühlen und
vier Olmühlen gegeben habe, ein Beweis für das Aufblühen und die
Wichtigkeit dieses Gewerbes. In diesem Jahre verordnete der Nat,
ein Beispiel für den Übergang der Naturalwirtschaft zur Geld=
wirtschaft, daß die Müller kein Korn oder Mehl, sondern Geld zum
Lohne bekommen sollten. Zu den Mühlsteinen brach man das beste
Material schon damals in der Gegend von Pirna und zu Liebethal
bei Lohmen. Als wertvoller Baustein wurde ebenfalls schon damals
der sogen. Porphyr des Rochlitzer Berges geschätzt. In Rochlit befand
sich eine angesehene Bauhütte; eine andere solche bestand zu Meißen.
Die Steinmetzen hatten sich nämlich im Mittelalter wie die Hand-
werker zu Zünften, sogen. Baubruderschaften, zusammengeschlossen, in
denen nicht nur die gewöhnliche Technik des Gewerbes, sondern auch
der künstlerische und bauwissenschaftliche Teil gelehrt und gepflegt
wurde. Als ihre Schutzheiligen verehrten die Bauhütten die vier