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dem Rate günstiger Vergleich zu stande. Es wurde auch schon der
verschiedenen Stadtschulen zu Zwickau, Freiberg, Chemnitz, Dresden,
Torgau und Gotha gedacht. Ergänzend ist hinzuzufügen, daß in Jena
sich 1364 das Nonnenkloster zu St. Michael mit dem Stadtrate und
den Handwerksmeistern der Innungen dahin einte, den Schulmeister
gemeinsam zu ernennen und zu entlassen. In der Lausitz wird am
frühesten, nämlich 1310, eine Stadtschule erwähnt zu Zittau; später
bestanden Stadtschulen zu Bautzen, Kamenz und Löbau. Auch das
Gebirge blieb nicht zurück. Die in der zweiten Hälfte des 15. Jahr-
hunderts gegründete Stadtschule zu Schneeberg war später sehr be-
rühmt, und die Stadtschulen zu Marienberg und Annaberg sind auch
um diese Zeit entstanden. Die zwickauer Schule kam besonders in
Aufschwung durch die reichen Zuwendungen des früher bei Gelegen-
heit des erzgebirgischen Bergbaues mehrfach erwähnten Martin Römer.
Nachdem das nach den Bränden von 1387 und 1403 aufgesührte
Schulgebäude sich als unzulänglich erwiesen hatte, ließ Martin Römer
auf seine Kosten — der Bau kostete ihn 800 Gulden — ein massibes
und drei Stock hohes Gebäude auf dem Frauenkirchhofe errichten und
bestimmte zum Unterhalte die nötigen Summen. Zu Ende des 15. Jahr-
hunderts stand die Schule in solchem Rufe, daß sie unter dem Schul-
meister Mag. Valentin Strödel gegen 900 Schüler gezählt haben fol
und zwar kamen diese nicht nur aus Sachsen, sondern waren aus
Bayern, Salzburg, Schwaben, Franken in größerer Anzahl nach dieer
Pflegstätte des Wissens geeilt. Um die Mitte des 15. Jahrhunderts
entstanden auch die Stadtschulen zu Oschatz und Roßwein, und wurde
die Verwaltung der Torgauer Schule vom Stadtrate übernommen.
Hier wurde großes Gewicht auf die Pflege des Gesanges gelegt, und
es war mit der Schule ein Alumneum verbunden, wie mit der leipziger
Thomasschule späterhin ebenfalls. «
Auch bei den Stadtschulen war Hauptlehrgegenstand das Latein,
für das als Lehrbücher noch immer die dem Altertume entstammenden
Werke des Donat, Aristarch und Priscian im Gebrauche waren. Mauche
Büchersammlungen besaßen diese Schriften in mehreren Exemplaren
und verliehen sie gegen entsprechende Entschädigung an die Schller,
die sie dann wohl abschrieben, da bei der Kostbarkeit der Bücher nur
wenige sie sich anzuschaffen vermochten. Einen großen Einfluß auf