Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

— 992 — 
diese Universität durchaus als Ableger der pariser zu betrachten ist. 
Ahnliches gilt für die beiden nun folgenden Gründungen in den 
Rheinlanden. Die Errichtungsbulle Urbans VI. für Heidelberg ist 
datiert vom 23. Oktober 1385, vom folgenden Jahre die Stistungs- 
urkunde Ruprechts I. von der Kurpfalz. Marsilius von Inghen, von 
Paris gekommen, war der geistige Gründer, der mit nur zwei Ge- 
nossen, einem Doktor der Theologie aus Paris und einem prager 
Magister, am 19. Oktober 1386 die Vorlesungen begann, also ein 
recht dürftiger Anfang. Anders stand es in dieser Beziehung mit 
Köln, wo schon seit lange in den Stifts= und Klosterschulen philo- 
sophische und theologische Studien getrieben worden waren, und zwar 
in engster Fühlung mit Paris. Hier hatte im 13. Jahrhundert der 
früher erwähnte Albertus Magnus und sein bedeutender Schüler 
Thomas von Aquino gelehrt, hier auch, wennschon nur kurze Zeit, 
das Haupt der gegnerischen Schule, der Franziskaner Johames 
Duns Scotus. Es handelte sich also zu Köln nicht sowohl um eine 
Neugründung als um die Zusammenfassung und Vereinigung von 
schon vorhandenen zahlreichen Kräften. Nachdem auf Begehren des 
Rats Papst Urban VI. am 21. Mai 1388 die Errichtungsbulle erteilt 
hatte, traten am 8. Januar 1389 einundzwanzig Magister zusammen, 
konstituierten sich als Universität und wählten ihren Rektor In öhn- 
licher Weise baute sich die Universität zu Erfurt auf die schon be- 
stehenden und blühenden Schulen auf. Der Rat hatte sich von 
Clemens VII., dem vorerwähnten Papste der französischen Partei 
gleich nach dessen Wahl (1378) eine Gründungsbulle verschafft, hielt 
es aber dann doch für sicherer, auch Urban VI. um eine solche anzu- 
gehen, die dieser unter dem 3. Mai 1389 erteilte. 1392 wurde die 
in ihren Einkünsten auf den Pfründen zu St. Marien und St. 
Severin angewiesene Universität eröffnet. Die Anfänge waren zuäächst 
klein; vier Präbenden waren für Doktoren der Theologie bestimmt, 
für das Kollegium der Artisten, wie man damals die philosophicce 
Fakultät benannte, gab die Stadt ein Haus. Aber bald blihte die 
Gründung empor, und um die Mitte des 15. Jahrhunderts war Erfurt 
eine der besuchtesten hohen Schulen. — Bekanntlich folgte nur nach 
einer kleinen Pause die Gründung der leipziger Universität im Jahre 
1409 infolge der Zwistigkeiten zwischen den böhmischen und den deut-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.