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diese Universität durchaus als Ableger der pariser zu betrachten ist.
Ahnliches gilt für die beiden nun folgenden Gründungen in den
Rheinlanden. Die Errichtungsbulle Urbans VI. für Heidelberg ist
datiert vom 23. Oktober 1385, vom folgenden Jahre die Stistungs-
urkunde Ruprechts I. von der Kurpfalz. Marsilius von Inghen, von
Paris gekommen, war der geistige Gründer, der mit nur zwei Ge-
nossen, einem Doktor der Theologie aus Paris und einem prager
Magister, am 19. Oktober 1386 die Vorlesungen begann, also ein
recht dürftiger Anfang. Anders stand es in dieser Beziehung mit
Köln, wo schon seit lange in den Stifts= und Klosterschulen philo-
sophische und theologische Studien getrieben worden waren, und zwar
in engster Fühlung mit Paris. Hier hatte im 13. Jahrhundert der
früher erwähnte Albertus Magnus und sein bedeutender Schüler
Thomas von Aquino gelehrt, hier auch, wennschon nur kurze Zeit,
das Haupt der gegnerischen Schule, der Franziskaner Johames
Duns Scotus. Es handelte sich also zu Köln nicht sowohl um eine
Neugründung als um die Zusammenfassung und Vereinigung von
schon vorhandenen zahlreichen Kräften. Nachdem auf Begehren des
Rats Papst Urban VI. am 21. Mai 1388 die Errichtungsbulle erteilt
hatte, traten am 8. Januar 1389 einundzwanzig Magister zusammen,
konstituierten sich als Universität und wählten ihren Rektor In öhn-
licher Weise baute sich die Universität zu Erfurt auf die schon be-
stehenden und blühenden Schulen auf. Der Rat hatte sich von
Clemens VII., dem vorerwähnten Papste der französischen Partei
gleich nach dessen Wahl (1378) eine Gründungsbulle verschafft, hielt
es aber dann doch für sicherer, auch Urban VI. um eine solche anzu-
gehen, die dieser unter dem 3. Mai 1389 erteilte. 1392 wurde die
in ihren Einkünsten auf den Pfründen zu St. Marien und St.
Severin angewiesene Universität eröffnet. Die Anfänge waren zuäächst
klein; vier Präbenden waren für Doktoren der Theologie bestimmt,
für das Kollegium der Artisten, wie man damals die philosophicce
Fakultät benannte, gab die Stadt ein Haus. Aber bald blihte die
Gründung empor, und um die Mitte des 15. Jahrhunderts war Erfurt
eine der besuchtesten hohen Schulen. — Bekanntlich folgte nur nach
einer kleinen Pause die Gründung der leipziger Universität im Jahre
1409 infolge der Zwistigkeiten zwischen den böhmischen und den deut-