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Günther von Schwarzburg fort und fort und suchte den Schwiegerfohn
zu bereden, für den Fall seines Todes zur Veräußerung Thüringens
an die drei Nachbarfürsten Böhmen, Hessen und Mainz seine Ein-
willigung zu geben. Solche Pläne waren, als sie anfingen ruchbar
zu werden, keineswegs allen Thüringern angenehm, namentlich erkannten
die städtischen Bürger das Gefährliche der Abmachung, und vor allem
waren Eisenach und Gotha dagegen. Beide Städte wurden ohne
Anstand von Friedrich, dem nachmalig als Streitbaren zubenannten, und
von seinem Bruder Wilheln besetzt, wodurch sich schließlich der Schwarz-
burger genötigt sah, seinen Schwiegersohn aus seinen Banden zu
entlassen, d. h. den osterländischen Vettern eine Art Mitregierung
zuzugestehen. Er hörte darum nicht auf, den Fürsten Schwierigkeiten
zu bereiten, wie denn auch von der herrschsüchtigen Frau Anna, eben
der Gemahlin Friedrichs, erzählt wird, sie sei mit ihrem Gesinde
und Handwerkern nach der Wartburg gekommen, um die dort auf-
bewahrten Friedens= und Versöhnungsurkunden mit Gewalt an sich
zu reißen und dann natürlich zu vernichten; dies Unternehmen sei ihr
aber nicht geglückt. Der Schwarzburger aber bediente sich, natürlich ohne
selbst in den Vordergrund zu treten, eines unruhigen Kopfes, des Friedrich
von Heldrungen, dessen Burg zwischen Erfurt und Sangerhausen lag.
Dieser sammelte eine Bande von allerlei heruntergekommenen Leuten
um sich und begann plündernd und mordend mit seiner Schar, die
man, weil sie sich zumeist aus Dreschern, Mähdern, Holzhauern, Bauern
rekrutierte, die Flegler nannte, im thüringer Lande umher zu ziehen.
Um dieselbe Zeit entstand im Hause der Grafen von Hohnstein ein
Familienzwist wegen gewisser Gebietsteilungen, durch die sich der Graf
Dietrich der Jüngere von Hohnstein für benachteiligt hielt. Er glaubte
sich dafür an seinen Vettern nicht besser rächen zu können, als indem
er ihnen den von Heldrungen mit seinen Fleglern auf den Hals
schickte. Mitte September 1412 kam die Bande nächtlicherweile heran-
geschlichen, überrumpelte das Schloß Hohnstein, nahm den alten Grafen
von Hohnstein im Bette gefangen, während es seinem Sohne Heinrich
mit Hilfe seiner rasch entschlossenen Gemahlin gelang, wenn auch nur
mit einem Hemd bekleidet, an einem Seil aus der Burg zu entkommen.
Notdürftig durch den Abt von Ilfeld mit Kleidung versehen und
beritten gemacht, eilte Heinrich von Hohnstein sofort zu Friedrich vom