Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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Günther von Schwarzburg fort und fort und suchte den Schwiegerfohn 
zu bereden, für den Fall seines Todes zur Veräußerung Thüringens 
an die drei Nachbarfürsten Böhmen, Hessen und Mainz seine Ein- 
willigung zu geben. Solche Pläne waren, als sie anfingen ruchbar 
zu werden, keineswegs allen Thüringern angenehm, namentlich erkannten 
die städtischen Bürger das Gefährliche der Abmachung, und vor allem 
waren Eisenach und Gotha dagegen. Beide Städte wurden ohne 
Anstand von Friedrich, dem nachmalig als Streitbaren zubenannten, und 
von seinem Bruder Wilheln besetzt, wodurch sich schließlich der Schwarz- 
burger genötigt sah, seinen Schwiegersohn aus seinen Banden zu 
entlassen, d. h. den osterländischen Vettern eine Art Mitregierung 
zuzugestehen. Er hörte darum nicht auf, den Fürsten Schwierigkeiten 
zu bereiten, wie denn auch von der herrschsüchtigen Frau Anna, eben 
der Gemahlin Friedrichs, erzählt wird, sie sei mit ihrem Gesinde 
und Handwerkern nach der Wartburg gekommen, um die dort auf- 
bewahrten Friedens= und Versöhnungsurkunden mit Gewalt an sich 
zu reißen und dann natürlich zu vernichten; dies Unternehmen sei ihr 
aber nicht geglückt. Der Schwarzburger aber bediente sich, natürlich ohne 
selbst in den Vordergrund zu treten, eines unruhigen Kopfes, des Friedrich 
von Heldrungen, dessen Burg zwischen Erfurt und Sangerhausen lag. 
Dieser sammelte eine Bande von allerlei heruntergekommenen Leuten 
um sich und begann plündernd und mordend mit seiner Schar, die 
man, weil sie sich zumeist aus Dreschern, Mähdern, Holzhauern, Bauern 
rekrutierte, die Flegler nannte, im thüringer Lande umher zu ziehen. 
Um dieselbe Zeit entstand im Hause der Grafen von Hohnstein ein 
Familienzwist wegen gewisser Gebietsteilungen, durch die sich der Graf 
Dietrich der Jüngere von Hohnstein für benachteiligt hielt. Er glaubte 
sich dafür an seinen Vettern nicht besser rächen zu können, als indem 
er ihnen den von Heldrungen mit seinen Fleglern auf den Hals 
schickte. Mitte September 1412 kam die Bande nächtlicherweile heran- 
geschlichen, überrumpelte das Schloß Hohnstein, nahm den alten Grafen 
von Hohnstein im Bette gefangen, während es seinem Sohne Heinrich 
mit Hilfe seiner rasch entschlossenen Gemahlin gelang, wenn auch nur 
mit einem Hemd bekleidet, an einem Seil aus der Burg zu entkommen. 
Notdürftig durch den Abt von Ilfeld mit Kleidung versehen und 
beritten gemacht, eilte Heinrich von Hohnstein sofort zu Friedrich vom
	        
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