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der berühmte Theolog Mag. Johann Ruchrat von Oberwesel, auch
Johann von Wesel genannt, der durch seine Schriften über den
Petrus Lombardus (i#. 1164) der Universität zu Ansehen verhalf,
mehr aber noch durch seinen gelegentlich des Jubeljahres heraus-
gegebenen Traktat wider den päpstlichen Ablaß, worin er mit
ebenso großer Kühnheit auftritt, wie später der wittenberger Mönch
( 1481). Damals lebte auch der karthäuser Mönch Johannes Hagen,
von dem schon die Rede war, daß er die ihm geschenkte Butter in
die Ollampe that, um nachts desto besser studieren zu können. Er
trat in zahlreichen Abhandlungen als Gegner des vorgenannten auf
den Plan und schrieb auch über die Kalandsbrüderschaften, von deren
Wesen schon berichtet wurde, also eine für jene Zeit immerhin auf-
fallende kulturhistorische Schrift.
Werfen wir noch einen kurzen Blick auf das litterarische Leben
dieser Periode, namentlich was die Geschichtschreibung anlangt, so steht
in ihr, wie in der vorigen, Thüringen Meißen und dem übrigen
Sachsen voran, und in Thüringen bilden Eisenach und Erfurt Mittel-
punkte dieses Schaffens. Die noch lateinisch geschriebene Stadtchronik
von Erfurt, die mit dem Jahre 1422 abbricht, wurde früher einem
gewissen Theodorich Engelhus aus Eimbeck zugeschrieben; da dessen
Aufenthalt in Erfurt jedoch nicht nachweisbar ist und das genannte
Chronikon nur Auszüge aus den älteren Peterschroniken fand, während
das Hauptwerk des Mannes, nämlich eine Weltgeschichte, einen bedeu-
tenderen Charakter zeigt, so hat man an der Autorschaft wohl mit
Recht gezweifelt. Engelhus soll 1434 zu Wittenberg, wo er eine
Pfründe besaß, gestorben sein. — Dagegen ist von höchster Be-
deutung für die thüringische Landesgeschichte, schon darum, weil sie
in deutscher Sprache geschrieben ist, die thüringische Chronik des Jo-
hannes Rothe, der in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts zu
Kreuzburg an der Werra geboren wurde. 1387 begegnet er zuerst in
einer Urkunde als Priester des Marienstiftes zu Eisenach, wo er
später auch Scholastikus und Kanonikus wurde. Wichtiger war nrch,
daß er eine Zeit lang als bischöflicher Kaplan und vor allem als Stadt-
schreiber von Eisenach mit dem öffentlichen Leben in Verbindung trat.
In dieser letzten Stellung hatte er an der Sammlung der erfurter
Rechtsbücher hervorragenden Anteil. Auch als Dichter in deutscher
Sturmhoefkel, Geschichte der süchsischen Lande. 64