Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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die Hussiten in allen Wein= und Bierhäusern auf den treulosen An- 
führer der kursächsischen Truppen gesungen wurde, von ihm und seinen 
Genossen: 
Et acceperunt munera 
et perverterunt iudicia 
et cum eorum avaritia et nequitia 
Per diabolica consilia 
wie gar manchen man haben sie gemacht zu nichte 
und sind dabei große besewlchte! 
Das kan ich nicht gar getichten 
noch genzlichen usgerichten, 
sondern ich wil das lassen stan 
und an dem alten Bossen heben an, u. s. w. 
Auf die Vitztume und ihre verderbliche Teilnahme an dem Bruder- 
streit ist ein anderes Lied gedichtet, das einen der fürstlichen Unter- 
herolde mit Namen Rosenberg zum Verfasser hat und der Eroberung 
der den Vitztumen gehörigen Wachsenburg bei Arnstadt durch die 
Erfurter gewidmet ist; es schließt mit einem Gebete an die Jungfrau 
Maria, in dem sich der Verfasser naiv, aber ganz nach Sitte der Zeit 
nennt: „O0 mater gratie, ] vor onns bete,| thu vns dine Hulffe 
sendenn, teyle onns mete din hemmelrich) onnd du vns nicht vorterbin. 
o edele rose vonn Jericho, ] mache vuns fro in gotlichem werg 
spricht Rosenberg vund laß vns nicht in sunden sterbin“ —. 
Bedeutender noch ist eine Ermahnung an den Herzog Wilhelm, Land- 
grafen von Thüringen, sich des Apel Vitztum und seines ihn und das 
Land aussaugenden Anhanges, worunter sich auch der Jude Schalem 
von Erfurt befand, zu entledigen. Der alte Cyriacus Spangenberg 
in seiner mansfeldischen Chronika berichtet über die öffentliche Stimmung 
dieser Zeit: „Daher wurden diese Zeitlieder gemachet und esungen, 
darinnen die oberkeit erinnert und ermanet ward, in der regierung 
gleichmessigkeit zu halten, dem adel nicht zu viel freyheit und gewalt 
zu verhengen, den bürgern in stedten nicht zu viel pracht und geprenges 
zu vorstaten, das gemeine bawrsvolk nicht über macht zu beschweren, 
die straßen rein zu halten und jederman recht und billigkeit widerforen 
zu lassen.“ Das Lied nimmt besonders Rücksicht auf die von Wil- 
helm verordnete Münzverschlechterung, rät diesem, die guten alten 
Schwertergroschen wieder schlagen zu lassen: wenn sie das gleich den 
Voreltern thun wollten:
	        
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