Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

— 1038 — 
sogenannten letzten Ritter, Kaiser Maximilian, wie wir schon an seiner 
Politik Albrecht dem Beherzten gegenüber gelernt haben und noch zu 
beobachten haben werden an der Geschichte Friedrichs des Weisen. Nicht 
ohne viel gelernt zu haben, war Maximilian in dem Zeitalter Machhia- 
vellis, des berüchtigten italienischen Politikers, aufgewachsen, der ihn 
übrigens wohl kannte und eine genaue Analyse seines Charakters 
hinterlassen hat. Mit treuherzigstem Gesichte Lügen zu sagen, mit 
biedermännischer Miene Versprechen zu geben, die nicht zu halten er 
im selben Augenblicke schon entschlossen war, mit Ritterwort in Abrede 
zu stellen, woran er schon seit Wochen vertragsmäßig gebunden war 
— alles das fiel dem leicht beweglichen, phantasiereichen Helden des 
Theuerdank und Weißkunig niemals schwer. Darunter hat aber das 
Reich, darunter haben vor allem die sächsischen Lande gelitten. Da 
es naturgemäß zwei Wege für die Politik der Herrscher dieser Lande 
gab, nämlich entweder sich den Absichten und Zielen des Kaisers 
anzuschließen oder diese zu bekämpfen, eine Einheitlichkeit der Handlungs- 
weise aber bei dem schon bestehenden Gegensatz der albertinischen und 
der ernestinischen Linie ausgeschlossen war, so wählte ganz erklärlich 
die eine Seite die Partei des Kaisers, nämlich die albertinische, die 
andere, die ernestinische, die des Reiches und seiner Bedürfaisse, zu 
denen leider nach der Anschauung der Zeit eine unbeschränkte Selb- 
ständigkeit der Territorialherren gehörte; somit wurde die letztere Partei 
in eine mit den Jahren sich verschärfende Opposition zum Kaiserhause 
gedrängt und wurde dadurch zur Vertreterin der territorialen In= 
teressen des deutschen Volkes. So klaffte der Riß schon tief auf 
zwischen einer mächtig sich entwickelnden Dynastie, deren das Deutsche 
Reich zwar bedurft hätte zu seinem Zusammenschluß, die aber in ihren 
Bestrebungen nicht mehr nationaldeutsch sein konnte und wollte, und 
einem aufstrebenden Fürstentume, das zwar im allgemeinen national dachte 
und sich meist dementsprechend verhielt, aber von der Unterordnung 
unter das beargwöhnte Haus Habsburg, sehr oft mit Recht, nichts 
wissen wollte. Diesen schon vorhandenen Riß hat die Reformation 
des wittenberger Mönches nicht etwa geschaffen — es wäre Thorheit, 
etwas derartiges behaupten zu wollen — aber seine Lehre ward be- 
gierig zur Erweiterung des Risses von den Parteien ausgegriffen. 
Auch in dieser Frage mußte der Gegensatz der beiden Linien herbor-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.