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nun den Bauern bei seinem unberechtigten Fischzug und ließ ihn an
Ort und Stelle an eine Weide hängen. Darüber wurden die Ver-
wandten und Freunde klagbar bei den Fürsten und diese belagerten.
da die Gewaltthat keine Sühne fand, die Leuchtenburg. Das sahen
aber die von Erfurt mit scheelen Augen an, weil Paradies ihr Mir-
bürger war, und gingen auf Grund ihrer früheren Verständigung Land-
graf Balthasar um Hilfe gegen seine Neffen an; doch dieser zögerte
verständlicherweise, und da die Erfurter seiner Hilfsbereitschaft nich
recht trauten, unterließen sie den anfänglich beabsichtigten Entsatz und
so fiel die Leuchtenburg Ende November; infolgedessen ergab sich auch
Kahla. Mit den Verteidigern verfuhren die Wettiner äußerst glimpflich;
sie wiesen sie auf die Zollerträge von Jena und Meißen an, damit
sie von dem Gelde — es waren ihnen 1000 Schock Freiberger Groschen
als Entschädigung versprochen worden — sich bezahlt machen und sich
neue Güter in dem Gebiete der Osterländer erwerben könnten. Da nun
traten plötzlich die Schwarzburger auf und suchten ihr Anrecht auf
die Leuchtenburg auf Grund einer alten von den Arnshaugk vor nun-
mehr 60 Jahren ausgestellten Urkunde zu erweisen. Sie vermeinten
die Burg durch Rückzahlung des von Paradies entliehenen Geldes
wiederzuerwerben. Da sich dessen die Wettiner natürlich weigerten,
so schlossen die Schwarzburger einen Bund mit dem Bischof Gerhard von
Würzburg und vielen Gliedern des fränkischen Adels. Dadurch entstand
eine sehr blutige Fehde, die namentlich das Gebiet um Koburg auf
das abscheulichste verwüstete. Die tapfere Verteidigung dieser Feste
durch einen Vogt der Wettiner zwang die Kaiserlichen, unwverrichteter
Sache abzuziehen; auf dem Rückzuge überfiel sie der rührige Vogt
und richtete ein gewaltiges Blutbad unter ihnen an. Eine weitere
Schlappe grämte, wie man erzählt, den alten Schwarzburger so, daß
er sich zu Königshofen hinlegte und starb. Doch setzte sein Sohn die
Fehde fort; endlich aber vermittelten der Landgraf Balthasar und Friedrich
von Zollern einen Vertrag zu Lichtenfels in Franken, wonach Johann
von Schwarzburg der Pfandschilling für die Leuchtenburg ersetzt werden
sollte. Auch mit dem Bischof von Würzburg wurden sie, wenn auch
um eines anderen Objektes willen und etwas später, handelseins.
Dieser hatte von dem Herzog Swandibor von Pommern, der mit
einer Hennebergerin verheiratet war, die an ihn gekommenen henne-