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burg in den Häuden von Friedrichs Bruder Ernst, war ferner seine
Schwester Margarethe Herzogin von Lüneburg, die Stammutter des
lüneburgischen Hauses, und hatte der Vetter Friedrichs die Großmeister-
stelle des Deutschordens inne. Überdies aber hatten die bessischen
Stände im Jahre 1510 nach dem Tode ihres Landgrafen Wilhelm
dem Kurfürsten Friedrich die Vormundschaft über den noch unmündigen
jungen Landgrafen übertragen; der in Hessen die Geschäfte leitende
Landhofmeister von Boyneburg war eine dem Kurfürsten durchaus
ergebene Persönlichkeit. Der Einfluß Friedrichs trat auch auf dem
kölner Reichstage vom Jahre 1512 wieder recht klar hervor, auf
dem der Kaiser zufrieden sein mußte, eine neue, übrigens ziemlich
beschränkte Geldbewilligung zu erhalten, dagegen aber seinen Wider=
stand gegen die von den Fürsten vorgeschlagenen Anderungen in der
Reichsregierung fallen lassen mußte. Es ist das jener Reichstag,
auf dem das Reich für die Exekution der Urteile des wieder einmal
zu kurzem Dasein gerufenen Reichskammergerichtes in zehn Kreise
geteilt wurde; diese waren zu gleicher Zeit für militärische Zwecke
in Aussicht genommen und standen unter einem fürstlichen Kreis-
hauptmann. Auch hier war freilich das alte Spiel im Gange, daß
der Kaiser das Beschlossene zu hintertreiben versuchte. Es war
das Unglück Deutschlands, daß sich kaiserliche und fürstliche Macht
ungefähr die Wage hielten, keine stark genug, um die andere zu
bezwingen, jede aber stark genug, um der anderen hindernd in den
Weg zu treten.
Nun sah sich aber auch Kurfürst Friedrich durch eine wichtige
innere Angelegenheit so in Anspruch genommen, daß die äußeren Ver-
hältnisse unbedingt darunter leiden mußten. Es handelte sich um die
Wirren in der Stadt Erfurt, die Beziehungen des kursächsischen Hauses
hierzu und zu dem mainzer Erzstuhle, dessen Inhaber von jeher Erfurt
als seine Domäne betrachtet hatte; pries doch schon die Umschrist des
großen Stadtsiegels Erfurt als treue Tochter des mainzischen Stuhles.
Aber gerade diese Abhängigkeit von Mainz aufzuheben und in die
Siellung einer freien Reichsstadt aufzurücken, war schon seit dem 13. Jahr-
hundert das Bestreben der Erfurter gewesen. Darin wurden sie unter-
stützt dadurch, daß sich um den mainzer Stuhl die beiden Prälaten
Diether von Isenburg und Adolf von Nassau in der zweiten Hälste