Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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den heraufbeschworenen Sturm zu beschwichtigen. Als es nichts half, 
wandten sie sich an den sächsischen Kurfürsten um Hilfe, während die 
Gemeinde sich an den damaligen Erzbischof von Mainz, Uriel mit 
Namen, wandte, so daß nun hier der alte Gegensatz zwischen den 
mainzischen und sächsischen Ansprüchen auf Erfurt sofort wieder zu 
Tage trat. 
Es wurde also, entgegen den Vorstellungen des Rates und trotz 
der abmahnenden Schreiben des Kurfürsten und seines Bruders, von 
der Gemeinde eine Gesandtschaft an den Erzbischof Uriel geschickt und 
von diesem mit großer Zuvorkommenheit aufgenommen. Nachdem man 
sich gegenseitig verständigt, kehrten die Erfurter in Begleitung einiger 
kurmainzischer Räte wieder nach Hause zurück, wurden aber im Kloster 
Georgenthal von dem Marschall der sächsischen Fürsten aufgehoben; 
die Mainzer schickte man nach Abgabe eines eidlichen Versprechens, 
nicht wieder kommen zu wollen, wieder heim, die Erfurter behielt man 
in Gewahrsam. Die Freude des erfurter Rates über diesen Fall war 
aber eine kurze. Einige Tage nach Aller Heiligen erreichte doch eine 
Kommission aus Mainz, die den sächsischen Reitern entkommen war, 
Erfurt und wurde von der Bevölkerung mit großer Freude begrüßt, 
die in ihrem Hasse gegen den alten Rat weder durch mehrfache 
Schreiben der sächsischen Fürsten, noch durch vermittelndes Eingreifen 
der Städte Mühlhausen und Nordhausen sich hatte stören lassen. Es 
ging in der Stadt schon ziemlich bunt zu. Wie immer in solchen 
Zeiten wurden die ordnungsliebenden Leiter der Bewegung beiseite 
gedrängt und gelangte die in ruhigen Zeiten zu Boden sitzende Hefe an 
die Oberfläche. Viel fremdes Volk kam auch nach Erfurt, und ver- 
wegene Gesellen aus dem Handwerker= und Arbeiterstande, unter dem 
Namen der schwarzen Rotte, begannen den übrigen Gesetze zu diktieren 
und die öffentliche Sicherheit zu stören. Der genannte Ratsherr 
Heinrich Kellner hatte noch neuerdings durch ein ebenso stolzes als 
verwegenes Wort den Zorn der Leute erregt. Als er nämlich wegen 
des ohne Vorwissen der Gemeinde geschehenen Verkaufes von Erfurt 
von den Erwählten der Gemeinde zur Rede gestellt wurde, da 
sagte cr: „Wer ist die Gemeinde? Allhier stehet eine Gemeinde!“ 
und zeigte dabei auf sich. Darum trachtete der Haufe ihm nach dem 
Leben, und da er sich in seinem Hause nicht mehr sicher fühlte, so“
	        
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