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bergischen Besitzungen gekauft, die jener gern hingab, da sie ihm zu
weit ablagen. Doch mußte der verschuldete Prälat das dazu gehörige
Amt Königsberg wieder an den Herzog verpfänden und dieser über-
trug sein Pfandrecht den drei osterländischen Fürsten, die sich 1400 nit
dem Bischof durch einen sogenannten Erbverkauf für 19600 Gulden
über diese Besitzung vertrugen. Um die nämliche Zeit brachten die
Osterländer von den reußischen Grafen Schmölln, Ronneburg und
Weida an sich.
Welche Stellung die Wettiner nach dem Vorgange ihres Vetters
und Oheims einnahmen gegenüber der Absetzung Wenzels und Neu-
wahl Ruprechts, ist schon früher erzählt worden. Auch Friedrich hatte
bekanntlich Abrechnung mit dem Hause Luxemburg zu halten wegen
der unterbliebenen Verheiratung mit Anna, der Schwester Wenzels, die
dem König von England die Hand gereicht hatte, und wegen der nicht
eingehaltenen Entschädigungsversprechen. Er begleitete deshalb, wie die
anderen Wettiner auch, den Oheim Wilhelm auf seinem Zuge gegen
Prag, dessen früher gedacht wurde. UÜbrigens vermählte sich Friedrich
der Streitbare 1402 mit Katharina, einer Tochter Herzog Heinrichs
des Milden von Braunschweig, und zwar in recht glücklicher Ehe, wie
u. a. auch daraus hervorgeht, daß er ihr anfängliches Leibgedinge,
nämlich Naunhof, Grimma und Colditz, im Jahre 1427 durch Eilen-
burg, Greitzsch und Pegan wesentlich vermehrte und das damit begründete,
daß er derjenigen nicht vergessen wolle, an der er die allergrößte Treue,
Liebe und Freundschaft erprobt habe.
Allen diesen Irrungen gegenüber brachten nun aber die nächsten
Jahre des anhebenden 15. Jahrhunderts Ereignisse von viel größerer
Bedeutung, die auch auf die wettinischen Lande einen ungewöhn-
lichen Einfluß haben sollten. Sie nahmen ihren Ausgang von der
durch den Magister Johann Hus entflammten ebenso sehr nationalen
als religiösen Bewegung in Böhmen. Schon der Umstand, daß unter
der Regierung Karls IV. eine Reihe von ernstdenkenden Geistlichen
unter besonderer Begünstigung des Königs gegen die verweltlichte
Kirche geeifert hatte, wie Erzbischof Arnest von Prag oder der aus
Osterreich als Prediger an die Theinkirche berufene Konrad von Wald-
hausen (gestorben 1369) und sein Nachfolger, der Mähre Milich von
Kremsier (gestorben 1374), oder ferner die beiden Tschechen Adalbert