Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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weder in Leipzig oder in Erfurt oder auf einer in Kursachsen eiwa 
selbst zu errichtenden Universität studieren würden. Dann gab Kaiser 
Maximilian 1495 auf dem Reichstag zu Worms Anregung, indem er 
meinte, eigentlich müsse ein jeder Kurfürst seine Universität haben. 
Wir kennen ferner den gelehrten Reisegenossen und Arzt Friedrichs. 
den Dr. Pollich von Mellerstadt oder Mellrichstadt (im nördlichen 
Unterfranken gelegen); er hatte, da er die hohen Schulen der Nieder- 
lande kannte, auf denen der Humanismus früher Eingang gefunden 
hatte als auf den deutschen Schulen, dem Kurfürsten darüber Bericht 
erstattet und ihn auf den Rückgang der früher gegründeten Universitäten 
aufmerksam gemacht. In diesem Sinne äußerte sich auch der Bruder 
des Kurfürsten, Ernst von Magdeburg. Als nun Dr. Pollich zu 
Leipzig Professor war, geriet er in einen gelehrten Streit mit seinem 
Kollegen, dem Dr. Simon Pistoris, über die damals arg grassierende 
Seuche der Franzosen= oder neapolitanischen Krankheit, deren oben 
Erwähnung gethan worden ist. Der Streit nahm schließlich einen 
so persönlichen Charakter an, daß die beiden Gelehrten nicht mehr 
an derselben Anstalt thätig sein konnten und mochten. So wandte 
sich Pistoris nach Brandenburg und veranlaßte 1506 die Gründung 
der Universität zu Frankfurt a. O., Pollich aber ging als Leib- 
arzt des Kurfürsten nach Wittenberg und erreichte es hier, daß 
der Kurfürst seinen schon lange im Herzen getragenen Wunsch ver- 
wirklichte. Am 24. August 1501 erschien das vom Kurfürsten und 
seinem Bruder Johann unterzeichnete Ausschreiben, daß zum Tage des 
heiligen Lukas nächsten Jahres, d. i. am 18. Oktober 1502, die Uni- 
versität zu Wittenberg ihren Anfang nehmen solle. Um der Anstalt 
gleich von vornherein Zuhörer zu sichern, bestimmte dies Ausschreiben, 
daß in den auf die Gründung folgenden drei Jahren die Promotionen 
in den freien Künsten, der heiligen Schrift, geistlichen und weltlichen 
Rechten, Arznei, Poeterei und anderen Künsten kostenlos sein sollten. Die 
Zustimmung des Kaisers und des Papstes war bald erlangt. Ersterer 
erteilte sie von Ulm aus unter dem 6. Juli 1502 und erteilte den von der 
neuen Universität Wittenberg Graduierten dieselben Rechte wie denen 
von den Universitäten Bologna, Paris, Leipzig u. a. Früher schon 
gab die Kirche ihre Einwilligung durch den Mund des damals gerade 
in Obersachsen anwesenden Legaten, des Kardinals Raimund von Gurk.
	        
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