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hard aus Spalt in Franken, der sich dann, nach seinem Geburtsort sich
Spalatin nennend, als erster Berater und Geschichtschreiber der beiden
fürstlichen Gebrüder einen guten Namen gemacht hat. Durch Marschalk,
der ihn sogar in seine Wohnung aufnahm, wurde er auch in das Griechen-
tum eingeführt. — Unter den späterhin an der Universität Immatriku-
lierten, die sich mit Begeisterung der neuen Wissenschaft widmeten, befand
sich seit 1506 der früher gelegentlich erwähnte Eobanus Helius Hessus
aus Bockendorf in Hessen. Natürlich war er nicht mit diesem prunk-
vollen Namen auf die Welt gekommen, sondern es war eine Eigenart
dieser jungen Talente, die sich am liebsten als „Poeten" bezeichneten,
sich entweder direkt mit einem neuen, dem klassischen Altertum ent-
lehnten Namen umzutaufen oder wenigstens den ererbten Namen zu
latinisieren oder zu gräzisieren. So wurde Johannes Jäger unter
diesem Namen immatrikuliert, als Magister nannte er sich schon Venator,
und als er dann als Rektor das Haupt nicht nur der Universität,
sondern insbesondere der ganzen Poetenschule geworden war, nannte
er sich Crotus Rubianus, den letzteren Namen münzend auf seinen
Geburtsort Dornheim, da er, freilich irrtümlicherweise, das lateinische
Wort rubus (Brombeere) in der Bedeutung Dornstrauch nahm. —
Aber nicht bloß Studierende zog der humanistische Geist der Uni-
versität an, sondern auch Leute, die sich schon die wissenschaftlichen
Sporen verdient hatten. So erschien 1504 der den humanistischen
Studien eifrig ergebene Hieronymus Emser, der nachmalige Gegner
Luthers, den er später sogar unter seinen Zuhörern gehabt zu haben
sich rühmt. Die Ankunft ferner des angesehenen Hermann van dem
Busche bedeutete für die Universität eine grundlegende Neuerung,
indem die alten scholastischen Lehrbücher infolge seiner Angriffe zum
größeren Teile abgethan wurden. Der Gegensatz der alten und der
neuen Richtung, die bislang ziemlich friedlich miteinander verkommen
waren, fing an, sich zu verschärfen, zum großen Kummer des versöhnlich
gesinnten Maternus. Dazu kamen von außen störende Umstände;
schon 1505 brachen Zwistigkeiten zwischen den Studierenden und der
Bürgerschaft aus, und kaum waren diese vorüber, als eine Pest ausbrach,
vor der Lehrer wie Studenten auswärts ihre Zuflucht nahmen, so boß
die Universität zu veröden schien. Aber man kam doch nach Erlöschen
der Seuche wieder, so 1506 Crotus Rubianus von Köln, wohin er