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deutschen Nation, die sich gegen die Geldschneiderei der Kurie auf allen
Mmöglichen Gebieten richteten. Und zu solchen offiziellen Kundgebungen
kamen noch andere halb privater, halb amtlicher Natur, wie die Schrist
des Bischofs von Lüttich, in der er u. a. behauptete, ein ganzer Tag, ein
dickes Buch reiche nicht aus, um alle die unerträglichen Mißbrärche des
römischen Hofes in Deutschland aufzuzählen. Noch dentlicher wurde eine
Anklageschrift des würzburger Domherrn Friedrich Fischer, der den
Deutschen zurief: „Den Türken wollt ihr schlagen? Ihr irrt cuch im
Namen. Suchet ihn nicht in Asien, suchet ihn in Italien! Gegen den
asiatischen kann jeder Fürst sich selbst wehren, den anberen zu bändigen
reicht die ganze christliche Welt nicht aus. — Ihr könnt diesen Höllen-
hund nur mit Strömen Goldes besänftigen.“ Und dieser Mann war
Mitglied des Reichstagsausschusses! Auch Herzog Georg von Sachsen
ließ sich über dieses Kapitel hören und gehörte mit Eifer zu den Ver-
fassern jener gravamina, jener Beschwerden.
Aber wie gesagt, den Kaiser und auch den päßstlichen Legaten
bewegte noch eine andere Frage, die der Nachfolge im Reiche, die,
wie wir schon früher hörten, Maximilian gern seinem Enkel, dem
niederländisch-spanischen Karl, zugewandt hätte. Er bedurfte dazu der
Unterstützung des Papstes, der eine zweideutige Stellung einnahn.
Da mußte denn auch die immer weitere Kreise berührende Frage der
wittenberger Opposition ihre Erledigung finden. Maximilian war
schon aufmerksam auf den kühnen Mönch geworden und hatte den
ausgezeichneten und patriotisch gesinnten Humanisten Jakob Wimpheling
um ein Gutachten über Luther ersucht. Der riet ganz politisch und
sachentsprechend, der Kaiser möge die Sache zwischen dem Mönch und
dem Papste in die Länge ziehen, bis die deutschen Bischöfe die Resorm
der Kirche selbst fordern würden; dann solle der Kaiser als Schirnherr
der Kirche energisch für eine solche Reformation in die Schranken treten.
Da nun aber Maximilian noch immer auf den Beistand des Paystes
rechnete, so durfte er ihn wenigstens nicht vor den Kopf stoßen, ander-
seits empfahl er dem sächsischen Kurfürsten, „den Mönch fleißig zu
bewahren", denn man wisse nicht, wie man ihn noch gebrauchen kömes
eine Ansicht, die Friedrich der Weise sicher schon selbst gefaßt hatte
Dabei vermied er in seiner vorsichtigen Weise jede persönliche Berührung
mit dem ihm hochinteressanten Manne; er hat ihn, was man für