Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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deutschen Nation, die sich gegen die Geldschneiderei der Kurie auf allen 
Mmöglichen Gebieten richteten. Und zu solchen offiziellen Kundgebungen 
kamen noch andere halb privater, halb amtlicher Natur, wie die Schrist 
des Bischofs von Lüttich, in der er u. a. behauptete, ein ganzer Tag, ein 
dickes Buch reiche nicht aus, um alle die unerträglichen Mißbrärche des 
römischen Hofes in Deutschland aufzuzählen. Noch dentlicher wurde eine 
Anklageschrift des würzburger Domherrn Friedrich Fischer, der den 
Deutschen zurief: „Den Türken wollt ihr schlagen? Ihr irrt cuch im 
Namen. Suchet ihn nicht in Asien, suchet ihn in Italien! Gegen den 
asiatischen kann jeder Fürst sich selbst wehren, den anberen zu bändigen 
reicht die ganze christliche Welt nicht aus. — Ihr könnt diesen Höllen- 
hund nur mit Strömen Goldes besänftigen.“ Und dieser Mann war 
Mitglied des Reichstagsausschusses! Auch Herzog Georg von Sachsen 
ließ sich über dieses Kapitel hören und gehörte mit Eifer zu den Ver- 
fassern jener gravamina, jener Beschwerden. 
Aber wie gesagt, den Kaiser und auch den päßstlichen Legaten 
bewegte noch eine andere Frage, die der Nachfolge im Reiche, die, 
wie wir schon früher hörten, Maximilian gern seinem Enkel, dem 
niederländisch-spanischen Karl, zugewandt hätte. Er bedurfte dazu der 
Unterstützung des Papstes, der eine zweideutige Stellung einnahn. 
Da mußte denn auch die immer weitere Kreise berührende Frage der 
wittenberger Opposition ihre Erledigung finden. Maximilian war 
schon aufmerksam auf den kühnen Mönch geworden und hatte den 
ausgezeichneten und patriotisch gesinnten Humanisten Jakob Wimpheling 
um ein Gutachten über Luther ersucht. Der riet ganz politisch und 
sachentsprechend, der Kaiser möge die Sache zwischen dem Mönch und 
dem Papste in die Länge ziehen, bis die deutschen Bischöfe die Resorm 
der Kirche selbst fordern würden; dann solle der Kaiser als Schirnherr 
der Kirche energisch für eine solche Reformation in die Schranken treten. 
Da nun aber Maximilian noch immer auf den Beistand des Paystes 
rechnete, so durfte er ihn wenigstens nicht vor den Kopf stoßen, ander- 
seits empfahl er dem sächsischen Kurfürsten, „den Mönch fleißig zu 
bewahren", denn man wisse nicht, wie man ihn noch gebrauchen kömes 
eine Ansicht, die Friedrich der Weise sicher schon selbst gefaßt hatte 
Dabei vermied er in seiner vorsichtigen Weise jede persönliche Berührung 
mit dem ihm hochinteressanten Manne; er hat ihn, was man für
	        
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