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schämtem Römlingstum und deutschnationalem Empfinden noch eine
Verbindung gebildet hatten, waren mit dieser Disputation zu Leiyzig
abgebrochen, zerstört, unwiederherstellbar vernichtet. — Schon längst
war die Bedingung von Altenburg des gegenseitigen Schweigens
gebrochen, nicht mit Luthers Schuld, aber auch ohne sein Bedauern.
Handschriftlich — da ja nichts gedruckt werden sollte, aber schon
damals die Logik der Jesuiten, wennschon sie selbst noch nicht bestanden,
im vollen Schwange ging — liefen des vorgenannten Mayr von Eck
„Obelisci“" von Hand zu Hand und verursachten eine auf gleiche Weise
verfaßte Gegenschrift Luthers „Asterisci“. Ein Streitpunkt Ecks mit
Karlstadt, dem wittenberger Professor, führte zur leipziger Disputation
zwischen Eck und Luther. Daß Leipzig für diesen Zweck gewählt
wurde, ist nicht so wunderbar, wie es von vornherein aussieht. In
der Nachbarschaft von Wittenberg, aber auf einem Grund und Boden
gelegen, der von einem ohne Zweifel rechtgläubigen Fürsten beherrscht
wurde, die im allgemeinen feindselige Haltung der namentlich in Leipzig
noch vorhandenen Vertreter des scholastischen Prinzips ließen Leipzig
mehr wie jede andere in Aussicht genommene Stadt für passend er-
scheinen. Nicht ganz ohne Voreingenommenheit wählte Georg der
Bärtige von Sachsen-Meißen seine Stellung. Er hatte schon 1516
Luther mit Mißfallen predigen gehört, und meinte überdies, daß eine
Resormation der Kirche auf keinem anderen Wege geschehen dürfe,
als durch die obersten kirchlichen Behörden. Wie dabei die eigentlich
brennenden Punlte zur Erledigung kommen sollten, ließ Georg außer
acht. Die leipziger Universität hatte keinen Wohlgefallen an dem ihr
zugeschobenen Handel. Ihr Kanzler, der Bischof von Merseburg, verbot
die Disputation geradezu. Beide hatten die richtige Empfindung, daß
für die Kirche dabei nicht viel Gutes herauskommen würde. Aber
die Unipersität mußte sich von Herzog Georg eine grobe Zurecht-
weisung gefallen lassen, und das bischöfliche Verbot ließ Herzog Georg
durch den leipziger Rat von den Kirchenthüren, an die es geschlagen
war, abreißen. So nahm am 27. Juni, also am Tage vor der Wahl
Karls, die Disputation vor dem herzoglich-sächsischen Hofe und unter
Teilnahme der Universität ihren Anfang, zunächst zwischen Eck und
Karlstadt, nachdem am Vormittage schon um 5 Uhr in der akademischen
Aula von dem Dr. Simon Pistoris im Namen der Universität die