Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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schämtem Römlingstum und deutschnationalem Empfinden noch eine 
Verbindung gebildet hatten, waren mit dieser Disputation zu Leiyzig 
abgebrochen, zerstört, unwiederherstellbar vernichtet. — Schon längst 
war die Bedingung von Altenburg des gegenseitigen Schweigens 
gebrochen, nicht mit Luthers Schuld, aber auch ohne sein Bedauern. 
Handschriftlich — da ja nichts gedruckt werden sollte, aber schon 
damals die Logik der Jesuiten, wennschon sie selbst noch nicht bestanden, 
im vollen Schwange ging — liefen des vorgenannten Mayr von Eck 
„Obelisci“" von Hand zu Hand und verursachten eine auf gleiche Weise 
verfaßte Gegenschrift Luthers „Asterisci“. Ein Streitpunkt Ecks mit 
Karlstadt, dem wittenberger Professor, führte zur leipziger Disputation 
zwischen Eck und Luther. Daß Leipzig für diesen Zweck gewählt 
wurde, ist nicht so wunderbar, wie es von vornherein aussieht. In 
der Nachbarschaft von Wittenberg, aber auf einem Grund und Boden 
gelegen, der von einem ohne Zweifel rechtgläubigen Fürsten beherrscht 
wurde, die im allgemeinen feindselige Haltung der namentlich in Leipzig 
noch vorhandenen Vertreter des scholastischen Prinzips ließen Leipzig 
mehr wie jede andere in Aussicht genommene Stadt für passend er- 
scheinen. Nicht ganz ohne Voreingenommenheit wählte Georg der 
Bärtige von Sachsen-Meißen seine Stellung. Er hatte schon 1516 
Luther mit Mißfallen predigen gehört, und meinte überdies, daß eine 
Resormation der Kirche auf keinem anderen Wege geschehen dürfe, 
als durch die obersten kirchlichen Behörden. Wie dabei die eigentlich 
brennenden Punlte zur Erledigung kommen sollten, ließ Georg außer 
acht. Die leipziger Universität hatte keinen Wohlgefallen an dem ihr 
zugeschobenen Handel. Ihr Kanzler, der Bischof von Merseburg, verbot 
die Disputation geradezu. Beide hatten die richtige Empfindung, daß 
für die Kirche dabei nicht viel Gutes herauskommen würde. Aber 
die Unipersität mußte sich von Herzog Georg eine grobe Zurecht- 
weisung gefallen lassen, und das bischöfliche Verbot ließ Herzog Georg 
durch den leipziger Rat von den Kirchenthüren, an die es geschlagen 
war, abreißen. So nahm am 27. Juni, also am Tage vor der Wahl 
Karls, die Disputation vor dem herzoglich-sächsischen Hofe und unter 
Teilnahme der Universität ihren Anfang, zunächst zwischen Eck und 
Karlstadt, nachdem am Vormittage schon um 5 Uhr in der akademischen 
Aula von dem Dr. Simon Pistoris im Namen der Universität die
	        
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