Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

— 1082 — 
Versammelten begrüßt worden waren, man dann in der Thomaskirche 
die Messe und eine dazu gehörige zwölfstimmige Komposition des 
Thomaskantors Rhau angehört und sich schließlich in festlichem Zuge 
nach der großen Hofstube, einem geräumigen Saal in der alten 
Pleißenburg, begeben hatte; diese stand etwas weiter nach Norden zu 
und machte erst unter der Regierung von Moritz und August einem 
Neubau Platz. Die Disputation zwischen Luther und Eck begann am 
4. Juli und drehte sich um Buße, Fegefeuer, Willensfreiheit, Ablaß, 
Hoheit der römischen Kirche über andere und über die Papstgewalt. 
Schon am 5. Juli hatte Eck Luther so weit richtig erkannt, daß 
er ihn einen Böhmen und Hussiten nannte, wogegen sich dieser 
ernstlich verwahrte und nachher sogar noch einen notariell auf- 
genommenen Protest erhob. Im übrigen machte er am 6. Juli den 
Gegner darauf aufmerksam, daß das kostnitzer Konzil nicht alle Sätze 
Hussens als ketzerisch verurteilt habe. Bei der Disputation über die 
Machtstellung des Papstes bestritt Luther, daß eine solche von Anfang 
an bestanden habe, und als man auf die Bedeutung der Konzilien 
kam, verstieg sich Luther zu der kühnen Behauptung, auch die Konzilien 
vermöchten zu irren; eine Rußerung, die Herzog Georg zu dem un- 
willigen Ausrufe: „Das walt die Sucht!“ veranlaßte. In dem Feuer 
scharfen Meinungsaustausches war Luther von dem Gegner zu der 
Üüberzeugung gedrängt worden, daß für seine Sache weder die Autorität 
des Papstes noch der Konzilien maßgebend sei, sondern allein das 
Evangelium. Damit waren die Brücken hinter ihm abgebrochen; er 
stand nicht mehr auf dem Boden der Kirche. Am 15. Juli wurde 
die Versammlung geschlossen. Beide Parteien schrieben sich den Sieg 
zu; von einem solchen zu reden hatte eigentlich keine von beiden das 
Recht. Eck hatte wohl Luther manchmal in die Enge getrieben, da 
dieser damals noch nicht die letzten Konsequenzen öffentlich ziehen 
mochte, auch in seinem historischen Wissen, gerade was die Geschichte 
des Papsttums anlangte, einige Lücken empfand; aber überwunden fühlte 
sich Luther mit nichten, und sahen ihn auch die auf humanistischem 
Boden Stehenden zumeist nicht an. Namentlich brachte die Kunde 
von der leipziger Disputation Luther einen bedeutenden Bundesgenossen 
in Ulrich von Hutten, dem scharfen und unnachsichtigen patriotsh 
denkenden Bekämpfer Roms und der Papstherrschaft. Durch die Sätze
	        
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