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Versammelten begrüßt worden waren, man dann in der Thomaskirche
die Messe und eine dazu gehörige zwölfstimmige Komposition des
Thomaskantors Rhau angehört und sich schließlich in festlichem Zuge
nach der großen Hofstube, einem geräumigen Saal in der alten
Pleißenburg, begeben hatte; diese stand etwas weiter nach Norden zu
und machte erst unter der Regierung von Moritz und August einem
Neubau Platz. Die Disputation zwischen Luther und Eck begann am
4. Juli und drehte sich um Buße, Fegefeuer, Willensfreiheit, Ablaß,
Hoheit der römischen Kirche über andere und über die Papstgewalt.
Schon am 5. Juli hatte Eck Luther so weit richtig erkannt, daß
er ihn einen Böhmen und Hussiten nannte, wogegen sich dieser
ernstlich verwahrte und nachher sogar noch einen notariell auf-
genommenen Protest erhob. Im übrigen machte er am 6. Juli den
Gegner darauf aufmerksam, daß das kostnitzer Konzil nicht alle Sätze
Hussens als ketzerisch verurteilt habe. Bei der Disputation über die
Machtstellung des Papstes bestritt Luther, daß eine solche von Anfang
an bestanden habe, und als man auf die Bedeutung der Konzilien
kam, verstieg sich Luther zu der kühnen Behauptung, auch die Konzilien
vermöchten zu irren; eine Rußerung, die Herzog Georg zu dem un-
willigen Ausrufe: „Das walt die Sucht!“ veranlaßte. In dem Feuer
scharfen Meinungsaustausches war Luther von dem Gegner zu der
Üüberzeugung gedrängt worden, daß für seine Sache weder die Autorität
des Papstes noch der Konzilien maßgebend sei, sondern allein das
Evangelium. Damit waren die Brücken hinter ihm abgebrochen; er
stand nicht mehr auf dem Boden der Kirche. Am 15. Juli wurde
die Versammlung geschlossen. Beide Parteien schrieben sich den Sieg
zu; von einem solchen zu reden hatte eigentlich keine von beiden das
Recht. Eck hatte wohl Luther manchmal in die Enge getrieben, da
dieser damals noch nicht die letzten Konsequenzen öffentlich ziehen
mochte, auch in seinem historischen Wissen, gerade was die Geschichte
des Papsttums anlangte, einige Lücken empfand; aber überwunden fühlte
sich Luther mit nichten, und sahen ihn auch die auf humanistischem
Boden Stehenden zumeist nicht an. Namentlich brachte die Kunde
von der leipziger Disputation Luther einen bedeutenden Bundesgenossen
in Ulrich von Hutten, dem scharfen und unnachsichtigen patriotsh
denkenden Bekämpfer Roms und der Papstherrschaft. Durch die Sätze