Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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und ein Konzil auf deutschem Boden zu versprechen, dafür aber auch 
von den Ständen die Ausführung des wormser Edikts zu verlangen. 
Die Stände nahmen zustimmend entgegen, was er über die kirchlichen 
Mißbräuche sagte, verlangten auch ihrerseits ein Konzil auf deutschem 
Boden, aber zugleich überreichten sie wieder ihre Beschwerden, und 
die Ausführung des wormser Ediktes lehnten sie ab. Dementsprechend 
wurden in Nürnberg unter den Augen des Reichsregimentes Luthers 
Schriften vertrieben. 
Allerdings traten bei den Verhandlungen über diese Fragen sich 
Friedrich der Weise und Georg von Sachsen mit Heftigkeit entgegen. 
Friedrich sah sich aber jedenfalls durch die Wendung, welche die Sache 
beim Reichsregiment nahm, für sein Verhalten ziemlich entlastet. Er 
gewann immer mehr die Überzeugung von der Gerechtigkeit der An- 
schauung Luthecs. Auch von der Schriftwidrigkeit der Ehelosigkeit der 
Priester ließ er sich überzeugen. Der Propst von Kemberg, das südlich von 
Wittenberg liegt, hatte sich als einer der ersten vom Cölibat losgesagt. 
Als nun der Erzbischof von Magdeburg seine Auslieferung verlangte, 
verwelgerte sie Friedrich mit dem Zusatze: „Er wolle sich nicht zum 
Schergen brauchen lassen.“" Auch begannen in immer wachsender Zahl 
Mönche und Nonnen ihren Klöstern zu entlaufen; viele wandten sich 
nach Witterberg und suchten nun Hilfe bei dem Reformator. Da 
war freilich guter Rat oft teuer. So kamen 1523 neun Nonnen aus 
dem adligen Stifte Nimbschen bei Grimma angefahren; darunter eine 
Staupitz, zwei Zeschau und eine Katharina von Bora; bald darnach 
waren wieder sechzehn Nonnen zu versorgen. Da hat sich Luther 
nach allen Seiten umgethan, um sie bei achtbaren Familien unter- 
zubringen, oder sie sonst gehörig zu versorgen. Die Augustiner traten 
im Dezember 1521, von Staupitz berufen, zu einem Konvent zusammen, 
auf dem 40 Augustinerklöster Meißens und Thüringens vertreten waren, 
und schafften die Klostergelübde und Ordensregeln, so weit sie gegen 
das Evangelium wären, und gleichermaßen auch das Almosenein- 
sammeln ab. 
Luther zur Seite stand als nächster Mitarbeiter Melanchthon. 
Aus seinen Vorlesungen über Pauli Epistel an die Römer entstanden 
1521 die loci communes (Gemeinplätze), die die Lehren des Apostels 
und mit Klarheit und Gelehrsamkeit den Standpunkt der Reformation
	        
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