Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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sein Ordensland zu einem weltlichen Fürstentume, wobei freilich auch 
weltliche Rücksichten mitsprachen. Selbst der mainzer Erzbischof soll 
mit folchen Gedanken umgegangen sein. Vor allem aber erstarkte 
die lutherische Bewegung in den freien Reichsstädten. So vor allem 
in Nürnberg, wo der ehrsame Hans Sachs in seiner schlichten, aber 
vom innersten Herzen kommenden Art sein Lied sang und darin 
pries „Die Wittembergisch nachtigall Die man yetz höret uberall“. 
Wie Nürnberg ging auch Augsburg in Luthers Sinn reformatorisch 
vor, ferner Ulm, Hall, Nördlingen, Reutlingen, Eßlingen, Ravensburg, 
Konstanz, Straßburg im Süden, Husum, Bremen, Stralsund, Ham- 
burg, Rostock, Danzig u. a. Vielfach war es der Rat, der sich zum 
Meister der Bewegung machte, vielfach ging die Anregung von der 
durch einzelne Prediger aufgestachelten Gemeinde aus. Zahlreich sind 
die Beispiele, daß sich Frauen mit Begeisterung der neuen Lehre 
annahmen. Argula von Stauffen, die Gemahlin des herzoglichen 
Pflegers Friedrich von Grumbach, also eine hochangesehene Frau, unter- 
nahm es, die Ingolstädter Professoren, die einen jungen Magister 
wegen seiner Hinneigung zum Luthertum zum Widerruf genötigt und 
dann in ein Kloster gesteckt hatten, auf Grund ihrer umfassenden 
Schriftkenntnis eines Besseren zu belehren; auch schrieb sie an die 
Räte von Ingolstadt, an den Herzog Wilhelm von Bayern, an Kurfürst 
Friedrich von Sachsen. Auch an Luther machte sie sich 1525 und 
rückte ihm sein Beharren beim Cölibat vor. Ursula Weyd ferner, Frau 
des Schössers zu Eisenberg in Thüringen, ließ 1524 eine Streitschrift 
gegen eine antilutherische Schrift des Abtes Simon von Pegau ergehen, 
und die Gattin des straßburger Predigers Zell verfaßte eine Trostschrift 
für ihre aus Kenzingen vertriebenen Mitschwestern. Dabei konnte es nicht 
fehlen, daß auch fanatische Außerungen von Bekennern der neuen Lehre 
vorkamen und dabei auch Frauen eine leitende Rolle spielten. In 
Erfurt war der reformatorische Geist schon so weit anerkannt, daß ein 
Mönch seinen Zuhörern raten durfte, sie sollten beim bloßen Hören des 
Namens der katholischen Kirche, wie vor dem bösen Feinde, ein Kreuz 
machen. Es ist bekannt, daß Luther durch feine leidenschaftliche und 
ungebührlich grobe Art, mit der er gegen seine Widersacher, namentlich 
gegen gekrönte Häupter, wie Heinrich VIII. von England oder Georg 
von Sachsen, loszog, selbst dazu beitrug, die Leidenschaften zu erregen.
	        
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