Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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seien Knechte nach Gottes Willen, denn sie stammten von Ham ab, 
und diesem habe Noah geflucht, daß er ein Knecht aller Knechte sein 
solle (1. Moses, 9. Kap.). Schon vor der Reformation hatten sich 
an verschiedenen Punkten Süddeutschlands die Bauern gegen ihre 
Peiniger erhoben, so 1476 in Franken in der Würzburger Pflege, 1496 
und 1502 im Elsaß, 1514 in Württemberg. Die Vereinigungen vom 
„Bundschuh“ und vom „Armen Konz“ waren weitverzweigte Geheim- 
bünde, die zwar von den geistlichen und weltlichen Herren mit allen 
Mitteln und der größten Grausamkeit verfolgt wurden, aber doch 
nicht ausgerottet werden konnten. Unter der Asche glimmte das Feuer 
zehrend weiter, und nunmehr wurde es aufs neue mit Macht wieder 
durch den frischen Lufthauch der Reformation angefacht. Im Juni 
1524 brach der Aufstand in der Stühlinger Landschaft aus in dem 
Winkel, wo der Rhein den Bodensee verläßt, und verbreitete sich über 
Württemberg, den Breisgau, den Elsaß, das Allgäu, wo die Abtei 
Kempten durch die Tyrannei ihrer Abte den Boden für eine Rebellion 
wohl vorbereitet hatte; bald war ganz Süddeutschland südlich des 
Mains in Empörung begriffen, und allenthalben traten in den For- 
derungen der Bauern neben solchen, die auf die Besserung ihrer sozialen 
und wirtschaftlichen Lage abzielten, auch die auf, daß sie sich ihre 
Pfarrer selbst setzen und das Evangelium rein und lauter gepredigt 
haben wollten. Diese Wünsche der Bauern sind in den sogenannten 
zwölf Artikeln enthalten, die im April 1525 herauskamen und denen 
man das Lob nicht versagen kann, daß sie verständig und bescheiden 
gehalten sind und nur das Mögliche und Erreichbare verlangen. 
Aber auch nördlich des Mains begann es zu gären. Hier in 
Thüringen waren zwei Männer die Seele der Bewegung, Thomas 
Münzer und Heinrich Pfeiffer; in zweiter Linie erst kommt Karlstadt 
in Betracht. Münzer war aus Böhmen, wo er sich eine Zeit lang 
zu Prag aufgehalten hatte, weggegangen und hatte sich schließlich nach 
Thüringen gewandt, wo er in Allstedt, südlich von Sangerhausen, 
eine Pfarrstelle annahm gegen Ende des Jahres 1522. Er richtete 
hier den Gottesdienst völlig evangelisch ein; alle Handlungen wurden 
in deutscher Sprache vollzogen; nicht bloß einzelne Stellen aus den 
Evangelien und Episteln sollten zur Verlesung kommen, sondern nach 
und nach die ganze Bibel, und darüber predigte er dann. Er hatte 
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