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Luthers über die Grenzen des der Obrigkeit geschuldcten Gehorsame
ließ doch wahrhaftig keinen Zweifel an der Gesinnung des Reforma-
tors übrig. Somit trat Luther hervor mit seinem offenen „Brief an
die Fürsten zu Sachsen von dem aufrührerischen Geiste“. Er bittet
darin in seiner kurzen, jeder Regung seiner starken Seele gehorsamen
Sprache die Fürsten, der Faust der Aufrührer die Faust des Gesetzes
entgegenzustrecken. Man soll dem Unfug wehren und dem Aufruhr
zuvorkommen. „Die Faust still gehalten", so ruft er den Empörern ent-
gegen, „oder stracks zum Lande hinaus! Das soll der Fürsten Spruch
an die Propheten sein. Der Satan wirkt durch die irrigen Geister.“
Die beiden wettinischen Fürsten hielten sich immerhin maßvoll.
Als allerdings Münzer jene oben erwähnte unverschämte vor ihnen
gehaltene Predigt hatte drucken lassen, so wurde, wie erzählt, dem eilen-
burger Drucker fernere Thätigkeit auf diesem Gebiete untersagt. Aber
sonst wäre wohl nichts weiter geschehen, wenn nicht Herzog Georg
schärfere Saiten aufgespannt hätte, was er um so eher thun konnte,
als Sangerhausen, das ihm gehörte, in erster Reihe von Münzers
Geist erfüllt war. Unterstützt wurden seine Beschwerden durch den
Herrn Friedrich von Witzleben, dessen Unterthanen sich bei Münzer
ein Gutachten wider ihren Herrn in Sachen des Evangeliums gesucht
hatten, und namentlich durch den Grafen von Mansfeld. Zudem
gelangte an die Fürsten durch einen Eingeweihten des Allstedter Geheim-
bundes, Nikol Rugkert, Anzeige über diesen und seine gemeingefähr-
lichen Absichten. Nun wurde Münzer vor die Fürsten Friedrich und
Johann nach Weimar geladen. Noch vorher gab er die Schrift wider
die „unvernünftigen Fürsten“ heraus mit dem uns aus seiner Predigt
vor den Fürsten bekannten Satze als Motto: „Mache das Loch weiter
und laß sie alle sehen, wer die großen Hansen sind.“ Münzer hatte
den Mut der überzeugung, vor Friedrich und Johann zu erscheinen
und sich, nach Sitte der Zeit, mit gestellten Gegnern disputierend zu
verantworten. Es ist jedoch verfehlt, ihm diesen Mut als etwas ganz
besonderes anzurechnen. Er konnte so ziemlich absolut sicher fein,
daß ihm der Kurfürst, der bekanntermaßen alles dem höchsten Richter
über alles zu überlassen geneigt war, nichts thun würde. Insofern
war auch von dem energischer denkenden Johann nichts zu befürchten.
Unangefochten, wenn wir nicht den billigen Hohn der gegenparteilichen