Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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11. Mai 1409 die böhmische Hauptstadt verließen und nach dem Norden 
abzogen, nachdem am 9. Mai 1409 Henning Boltenhagen, der letzte 
Rektor deutscher Nation, sein Amt niedergelegt hatte. Dieser und mit 
ihm 46 andere Dozenten, unter ihnen Magister Johannes Hofmann 
und Magister Johannes Otto aus Münsterberg in Schlesien, wandten 
sich mit einer großen Schar lernbegieriger Jünglinge nach Leipzig. 
Im Jahre 1397 war ein angesehener Lehrer der freien Künste 
und der Gottesgelahrtheit, Magister Vincentius Gruner, von Prag 
nach dem Kloster Altenzelle berufen worden und nicht nur da 
sondern auch bei seinen Landesfürsten zu großem Ansehen gekommen. 
Er benutzte dieses Ansehen, um einen bei Friedrich und Wilhelm wohl 
schon schlummernden Gedanken wach zu rufen und um Gründung einer 
neuen Heimstätte für die prager Kollegen und deren Schüler zu bitten. 
Der Gedanke einer besonderen Hochschule für die meißner Lande lag 
nahe, seitdem die Thüringer in Erfurt seit 1392 eine Universität 
besaßen; nachdem schon Clemens VII. zu Avignon seine Zustimmung 
zu dieser Gründung gegeben hatte, erhielt der mainzer Erzbischof Adolf 
von Nassau am 4. Mai 1389 die Stiftsurkunde ausgefertigt und 1392 
erfolgte die Einweihung durch den Erzbischof Johann. Die beiden 
fürstlichen Brüder schenkten dem Rate des Magisters Gruner Gehör 
und „vergönnten den ausgetriebenen Künsten Herberge“. Zur Be- 
stätigung der beabsichtigten Gründung wandten sich die Fürsten an den 
damals vom Konzil zu Pisa erwählten Alexander V. und dieser erteilte 
sie, die pariser und prager Universität als Muster aufstellend, am 
9. September 1409 und stimmte zu, daß Leipzig als Stätte der 
künstigen Universität gewählt wurde, „der volkreiche und geräumige 
Ort unter einem freundlichen Himmel, mit allem, gleichsam als ein 
Acker, den Gott vorzüglich gesegnet, und mit Einwohnern versehen, 
die als artige und wohlgesittete Leute bekannt sind“. Zum ständigen 
Kanzler der Universität wurde der Bischof von Merseburg bestellt; 
zum ersten Rektor wählte man Otto von Münsterberg, der der pol- 
nischen Nation angehörte. Denn nach dem Vorbilde der pariser und 
prager Universität zerfiel die Studenten= und Lehrerschaft zu Zwecken 
der übersichtlicheren Verwaltung, Gerichtsbarkeit und Disziplin auch 
in vier Nationen. Neben der polnischen, die alle Dozenten und 
Studenten aus der Lausitz, Polen, Böhmen, Mähren, Ungarn, Schlesien,
	        
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