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von seiner Hände Arbeit zu ernähren, das Feld zu bebauen, ein Hand-
werk zu treiben, als ein gelehrter Stubenhocker zu sein. Kurze Zeit
war er dann wieder in Wittenberg, vermochte sich aber nicht mit
Luther zu stellen, und so ging er nach Orlamünde, um, „es koste
Leben oder Tod, des gräulichen Mißbrauchs und der armen betrogenen
Christenheit halben auszubrechen“; er lehrte und predigte da im Stile
Münzers, ohne jedoch dessen politischen Endziele zu teilen. Von
Münzer aufgefordert, sich seiner Sache anzuschließen, antwortete er
nach Allstedt ablehnend. Trotzdem trat Luther in Jena gegen ihn
auf, wo Karlstadt sich in Gegenwart mehrerer hochstehender Personen
im Schwarzen Bären mit ihm auseinanderzusetzen versuchte. Als er
ihm dann nach Orlamünde folgte, bewiesen die dortigen Anhänger
des sonderbaren Schwärmers Luthern ihre Sympathien für jenen so
handgreiflich, daß Luther schleunigst das Weite suchen mußte. Infolge-
dessen drang Luther auf die Ausweisung Karlstadts und der beiden
diesem befreundeten Jenenser Reinhard und Westerburg. Karlstadt ging,
wie gesagt, eine Zeit lang an den Oberrhein, dann aber kehrte er
nach Franken zurück und fand Aufnahme zu Rotenburg o. T. in dem
Hause Philipps des Tuchscherers. Da sammelte sich um ihn, der
trotz des Verbotes des Rates blieb, eine kleine gläubige Gemeinde.
Als es dann im März 1525 auch unter den Bauern des rotenburger
Rates zu gären begann und auch die Kleinbürger zu Notenburg,
von dem Geist der Zeit ergriffen, zu murren anfingen, da trat Karl-
stadt mit seiner Predigt unter sie, und die Umwandlung des Stadt-
regiments im demokratischen Sinne und ein Bildersturm waren die
nächsten Folgen.
Mittlerweile hatte Pfeiffers Anhang in Mühlhausen dessen Rick-
berufung durchgesetzt. Am 13. Dezember 1524 kam er nach Mühl-
hausen zurück, im angehenden Frühjahr 1525 erschien auch Münzer
wieder, nachdem er in Oberschwaben und an der oberen Donau die
Geister aufgeregt hatte. Pfeiffer predigte zu seinem Anhange in der
Nikolaikirche, Münzer zu den Seinen in der Marienkirche. Umgestaltung
des Stadtregiments war das nächste Ziel beider. Durch eine auf-
rührerische Predigt am 17. März 1525 brachte Münzer, dessen Um-
triebe schon verschiedene Glieder des Stadtadels veranlaßt hatten, zu
ihrer Sicherheit die Stadt zu verlassen, die Gemeinde dazu, daß sie