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seien und über den Wald kommen würden, um sich mit den thüringischen
Bauern und den städtischen Proletariern zu vereinigen. Er traute
der Kraft der Thüringer allein nicht sonderlich. Auch fehlte es ihm
immer noch an dem nötigen Kriegsbedarf. Um Pulver zu erhalten,
mußte er erst nach Nürnberg schicken; namentlich setzte er seine Hoffnung
auf die handfesten Bergknappen, die ihm Zuzug versprochen hatten.
Aber Pseiffers unruhiger Geist ließ die rechte Zeit nicht abwarten.
Er meinte, Münzer ließe den richtigen Augenblick vorbeigehen. Der
antwortete, daß der Geist in ihm es noch nicht zuließe. Alsbald hatte
Pfeiffer ein Traumgesicht, das er als gegenteiliges göttliches Gebot
auslegte. Als Münzer noch zögerte, drohte er ihm, er wolle wider
ihn selbst ziehen und ihn aus der Stadt treiben. Wie gewöhnlich fiel
ihm als dem Radikaleren die Menge zu, und um nicht alles Ansehen
zu verlieren, ließ ihn Münzer ziehen. Er wandte sich nach dem Eichs-
felde und plünderte da Kirchen, Klöster und Edelhöfe. Das erschien
den Bauern überhaupt immer als das Wichtigste, und darüber über-
sahen sie die Hauptsache, daß sie sich zu vereinigen und für einen
Entscheidungskampf zu rüsten hatten. Auch Münzer zog nun aus und
gelangte am 26. April nach Langensalza, wo er der kommunistischen
Bewegung zum Siege verhalf. Von dort abziehend, traf er auf einen
beutebeladenen Schwarm aus dem Eichsfelde. Er vereinigte sich mit
ihnen und zog mit ihnen auf Heiligenstadt, wo alle Bürger zum Bunde
schwuren, und dann nach Duderstadt, wo das Gleiche erfolgte. Dann
wandte er sich wieder ostwärts, und mit Pfeiffer zusammen verwistete
und plünderte er alle Klöster und Herrensitze vom Fuße des Harzes
bis zur Einmündung der Unstrut in die Saale in der Zeit vom
30. April bis 12. Mai, und die Güter Baals und Nimrods „wurden
an die Streiter Gottes verteilt" oder „für die Zwecke des heiligen
Krieges zu Handen gebracht".
Schon aber war das Verderben im Anzuge. Nachdem der junge
Landgraf Philipp von Hessen über seine Bauern am Frauenberge bei
Fulda gesiegt und ihre Führer hatte enthaupten lassen, zog er über
das Gebirge seinen sächsischen Vettern zu Hilfe. Vor Eisenach stieß
Herzog Heinrich von Braunschweig zu ihm. Die Stadt die es ebenfalls
mit Münzer hielt, wurde mit Sturm genommen. Vierundzwanzig Bürger
und Bauern wurden auf dem Marktplatz enthauptet. Mit Herzog Georg