Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

— 1121 — 
nochmals aufs Greulichste foltern ließ. Erst am 30. Mai wurde er 
von hier, wieder auf den Wagen geschmiedet, vor Mühlhausen gefahren 
und dort enthauptet, nachdem er von seinem Schmerzenslager aus den 
Fürsten noch eine ernste Anrede gehalten hatte. 
Die Fürsten waren, nachdem sie sich in Frankenhausen von dem 
Kampfe erholt hatten, auf Mühlhausen gezogen, in dem Pfeiffer 
befehligte. Umsonst schickten die Mühlhäuser nach der näheren und 
weiteren Nachbarschaft, bis nach Oberfranken, um Hilfe. Allenthalben 
begegnete ihr Hilfegesuch derselben furchtsamen Eigensucht oder der- 
selben eingeschüchterten Nat= und Energielosigkeit. Unterdessen war 
auch der neue Kurfürst von Sachsen, Johann, zu ihnen gestoßen und 
dadurch die Macht der Belagerer erheblich gewachsen. Die Stadt 
hielt sich anfangs tapfer, obwohl eine starke Strömung in ihr für 
Unterhandlung und Übergabe war. Als keine Hilfe, kein Entsatz kam, 
und die Partei der Unterwerfung die Oberhand gewann, entwich in der 
Nacht zum 25. Mai 1525 Pfeiffer mit etwa 400 seiner Getreuesten, 
um sich zu den Oberfranken durchzuschlagen. Die nunmehr führerlos 
gewordenen Bürger sandten als Fürbitterinnen 600 Frauen mit zer- 
rissenen Kleidern, fliegenden Haaren und nackten Füßen und 500 Jung- 
frauen mit Wermutkränzen auf dem Haupte zu den Fürsten hinaus. Sie 
wurden verhältnismäßig gnädig aufgenommen, mit Brot und Käse 
gespeist, aber mit dem Bescheide entlassen, daß die Männer selbst kommen 
müßten. Und sie kamen, barhaupt und barfuß mit weißen Stäben in 
der Hand. Sie erhielten Gnade zugesagt und übergaben die Schlüssel 
der Stadt, mußten ihre Waffen ausliefern, verloren den Charakter 
einer Reichsstadt, verpflichteten sich zu einem jährlichen Tribut von je 
300 Goldgulden an jeden der vier belagernden Fürsten und zu Schaden- 
ersatz an alle Edelleute im Schwarzburgischen und im Eichsfelde und 
entgingen der vollständigen Ausplünderung nur durch die ungeheure 
Strafsumme von 40 000 Goldgulden; auch wurden alle Außenwerke der 
Stadt dem Erdboden gleich gemacht und endlich das alte Stadtregiment 
wieder eingesetzt. — Pfeiffern war von den Fürsten, fobald sie von 
seinem Abzug erfahren hatten, die halbe Reiterei nachgesandt worden. 
Sie ereilte ihn im Amte Eisenach. In dem sich entspinnenden Ver- 
zweiflungskampfe fiel ein Teil, ein anderer entkam; Pfeiffer selbst, 
der verwundet worden war, geriet mit 92 anderen in die Hande der 
Sturmhoefel. Geschlchte der sächstschen Lande.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.