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nochmals aufs Greulichste foltern ließ. Erst am 30. Mai wurde er
von hier, wieder auf den Wagen geschmiedet, vor Mühlhausen gefahren
und dort enthauptet, nachdem er von seinem Schmerzenslager aus den
Fürsten noch eine ernste Anrede gehalten hatte.
Die Fürsten waren, nachdem sie sich in Frankenhausen von dem
Kampfe erholt hatten, auf Mühlhausen gezogen, in dem Pfeiffer
befehligte. Umsonst schickten die Mühlhäuser nach der näheren und
weiteren Nachbarschaft, bis nach Oberfranken, um Hilfe. Allenthalben
begegnete ihr Hilfegesuch derselben furchtsamen Eigensucht oder der-
selben eingeschüchterten Nat= und Energielosigkeit. Unterdessen war
auch der neue Kurfürst von Sachsen, Johann, zu ihnen gestoßen und
dadurch die Macht der Belagerer erheblich gewachsen. Die Stadt
hielt sich anfangs tapfer, obwohl eine starke Strömung in ihr für
Unterhandlung und Übergabe war. Als keine Hilfe, kein Entsatz kam,
und die Partei der Unterwerfung die Oberhand gewann, entwich in der
Nacht zum 25. Mai 1525 Pfeiffer mit etwa 400 seiner Getreuesten,
um sich zu den Oberfranken durchzuschlagen. Die nunmehr führerlos
gewordenen Bürger sandten als Fürbitterinnen 600 Frauen mit zer-
rissenen Kleidern, fliegenden Haaren und nackten Füßen und 500 Jung-
frauen mit Wermutkränzen auf dem Haupte zu den Fürsten hinaus. Sie
wurden verhältnismäßig gnädig aufgenommen, mit Brot und Käse
gespeist, aber mit dem Bescheide entlassen, daß die Männer selbst kommen
müßten. Und sie kamen, barhaupt und barfuß mit weißen Stäben in
der Hand. Sie erhielten Gnade zugesagt und übergaben die Schlüssel
der Stadt, mußten ihre Waffen ausliefern, verloren den Charakter
einer Reichsstadt, verpflichteten sich zu einem jährlichen Tribut von je
300 Goldgulden an jeden der vier belagernden Fürsten und zu Schaden-
ersatz an alle Edelleute im Schwarzburgischen und im Eichsfelde und
entgingen der vollständigen Ausplünderung nur durch die ungeheure
Strafsumme von 40 000 Goldgulden; auch wurden alle Außenwerke der
Stadt dem Erdboden gleich gemacht und endlich das alte Stadtregiment
wieder eingesetzt. — Pfeiffern war von den Fürsten, fobald sie von
seinem Abzug erfahren hatten, die halbe Reiterei nachgesandt worden.
Sie ereilte ihn im Amte Eisenach. In dem sich entspinnenden Ver-
zweiflungskampfe fiel ein Teil, ein anderer entkam; Pfeiffer selbst,
der verwundet worden war, geriet mit 92 anderen in die Hande der
Sturmhoefel. Geschlchte der sächstschen Lande.