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Was nun noch folgte, war lediglich unvermeidliches Nachspiel. Allent-
halben troffen die Richtstätten von Blut; was überlebte, mußte schwere
Buße zahlen, und der Druck, der nunmehr auf den völlig entrechteten
Bauern lastete, brach auf Jahrhunderte hinaus die Kraft des süd-
deutschen, insbesondere südwestdeutschen Bauernstandes. Von den
bekannten Führern der Bewegung ist für uns nur noch Karlstadt
interessant. Er entkam aus Rotenburg durch die Hilfe eines für ihn
begeisterten jungen Mädchens, die ihn an einer Strickleiter nächtlicher-
weile über die Stadtmauer herabließ. Eine unüberwindliche Sehnsucht
trieb ihn nach der Stätte seines
früheren Wirkens, nach Wittenberg
zurück. Er wandte sich an Luther,
der ihm auch, wennschon unter sehr
einschränkenden Bedingungen, die
Heimkehr vermittelte. Namentlich han-
delte es sich um die Zurücknahme
seiner Ansicht, daß das Abendmahl
nur eine Erinnerungsfeier und von
einer mystischen Gegenwart Christi
nicht die Rede sei. Als dann aber
der Abendmahlstreit zwischen Luther
und Zwingli entbrannte, nahm er
seinen Widerruf zurück, mußte nun- Götz von Berlichingen.
mehr so rasch als möglich vor dem (Mach Weisser, Bilderatlas.)
Zorne Luthers entweichen und trat
mit vielem Beifall in Ostfriesland auf. Auch hier wußte ihn Luthers
Versolgung zu finden; da boten ihm 1530 die schweizer Reformatoren
einen Wirkungskreis in der Schweiz an. Nachdem er in Zürich und
Altstetten als Prediger thätig gewesen war, ging er als solcher 1534
nach Basel, bekleidete gleichzeitig eine Professur der Theologie und
starb da 1541.
Ehe noch der entscheidende Schlag bei Frankenhausen fiel, starb
auf seinem Lieblingsschlosse Lochau Friedrich der Weise, auf den die
Bauern im Hinblick auf seine bekannte milde Denkweise große Hoffnungen
gesetzt hatten. Er litt schon lange an Gallensteinen und Gicht, so daß
man bereits 1519 an seinem Aufkommen zweifelte. Er erkrankte dann
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