Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

— 1123 — 
Was nun noch folgte, war lediglich unvermeidliches Nachspiel. Allent- 
halben troffen die Richtstätten von Blut; was überlebte, mußte schwere 
Buße zahlen, und der Druck, der nunmehr auf den völlig entrechteten 
Bauern lastete, brach auf Jahrhunderte hinaus die Kraft des süd- 
deutschen, insbesondere südwestdeutschen Bauernstandes. Von den 
bekannten Führern der Bewegung ist für uns nur noch Karlstadt 
interessant. Er entkam aus Rotenburg durch die Hilfe eines für ihn 
begeisterten jungen Mädchens, die ihn an einer Strickleiter nächtlicher- 
weile über die Stadtmauer herabließ. Eine unüberwindliche Sehnsucht 
trieb ihn nach der Stätte seines 
früheren Wirkens, nach Wittenberg 
zurück. Er wandte sich an Luther, 
der ihm auch, wennschon unter sehr 
einschränkenden Bedingungen, die 
Heimkehr vermittelte. Namentlich han- 
delte es sich um die Zurücknahme 
seiner Ansicht, daß das Abendmahl 
nur eine Erinnerungsfeier und von 
einer mystischen Gegenwart Christi 
nicht die Rede sei. Als dann aber 
der Abendmahlstreit zwischen Luther 
und Zwingli entbrannte, nahm er 
seinen Widerruf zurück, mußte nun- Götz von Berlichingen. 
mehr so rasch als möglich vor dem (Mach Weisser, Bilderatlas.) 
Zorne Luthers entweichen und trat 
mit vielem Beifall in Ostfriesland auf. Auch hier wußte ihn Luthers 
Versolgung zu finden; da boten ihm 1530 die schweizer Reformatoren 
einen Wirkungskreis in der Schweiz an. Nachdem er in Zürich und 
Altstetten als Prediger thätig gewesen war, ging er als solcher 1534 
nach Basel, bekleidete gleichzeitig eine Professur der Theologie und 
starb da 1541. 
Ehe noch der entscheidende Schlag bei Frankenhausen fiel, starb 
auf seinem Lieblingsschlosse Lochau Friedrich der Weise, auf den die 
Bauern im Hinblick auf seine bekannte milde Denkweise große Hoffnungen 
gesetzt hatten. Er litt schon lange an Gallensteinen und Gicht, so daß 
man bereits 1519 an seinem Aufkommen zweifelte. Er erkrankte dann 
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