Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

— 1124 — 
aufs neue auf dem Schlosse zu Colditz im Herbste 1524 und ließ sich 
dann, da Besserung nicht eintreten wollte, in der Adventszeit nach 
Lochau bei Wittenberg überführen. Seine Leidenszeit dehnte sich, da 
auch mehrere außer den gewöhnlichen Leibärzten, dem Dr. Pollich von 
Melrichstadt und dem Dr. Stroer von Auerbach, zugezogene rzte ihm 
nur Linderungsmittel geben konnten, doch noch bis in das späte Früh- 
jahr hinein. Nachdem er am 4. Mai noch eine lange Unterredung mit 
seinem Hofprediger Georg Spalatin gehabt hatte, die auf die gegen- 
wärtigen politischen Verhältnisse Beziehung hatte, sich aber im wesent- 
lichen doch den theologischen Fragen zuwandte, nahm er am 5. Mai 1525 
aus der Hand seines Beichtvaters, des Pfarrers Wagner von Herzberg, 
in Gegenwart seines Hofstaates das Abendmahl unter beiderlei Gestalt. 
Er war bereit, zu sterben; bald nach seiner Überlieferung nach Lochan 
hatte er zu einem vertrauten Diener geäußert: „Wenn mein lieber 
Gott will, will ich gern von dieser Welt, denn es ist doch weder Lieb 
noch Wahrheit, weder Treu noch nichts Gutes hier auf Erden!“ 
Nach dem Empfarg des Sakraments aber redete er seine Diener in 
der für ihn so bezeichnenden milden und patriarchalischen Weise an: 
„Lieben Kindlein, ich bitte euch um Gottes willen, wo ich euer einen 
irgends erzürnt hätte, es sei mit Worten oder Werken, ihr wollt mirs 
um Gottes willen vergeben und wollet andere Leute auch um Gottes 
willen bitten, sie wolltens mir auch um Gottes willen vergeben. Denn 
wir Fürsten thun den armen Leuten allerlei Beschwerung und das 
nicht taugt.“ — Spalatin hatte ihm noch in der Nacht eine Trostschrift 
aufgesetzt; auch Luther, der damals des Bauernaufruhrs wegen am 
Harz weilte, hatte ihm vor kurzem eine solche zugeschickt. Er nahm 
auch die Spalatins noch selbstlesend zur Kenntnis, ließ sie sich auch 
nochmal von dem Verfasser vorlesen, diktierte dann sein Testament, 
fand sich aber dann so ermüdet, daß er der Ruhe begehrte, und so 
ist er dann am 5. Mai nachmittags zwischen vier und fünf Uhr in 
aller Stille hinübergeschlummert. Fuit klius pacis, ideo Dacilce 
obiit, er war ein Sohn des Friedens, darum ist er friedlich dahin- 
gegangen! so sagte mit Recht Dr. Auerbach, der noch während der 
letzten Augenblicke an das Lager des Fürsten getreten war. Friedrich 
stand im 63. Lebensjahre und starb nach fast 39 jähriger nach außen 
friedreicher Regierung. Sein Tod erweckte allenthalben, nicht nur in
	        
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