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aufs neue auf dem Schlosse zu Colditz im Herbste 1524 und ließ sich
dann, da Besserung nicht eintreten wollte, in der Adventszeit nach
Lochau bei Wittenberg überführen. Seine Leidenszeit dehnte sich, da
auch mehrere außer den gewöhnlichen Leibärzten, dem Dr. Pollich von
Melrichstadt und dem Dr. Stroer von Auerbach, zugezogene rzte ihm
nur Linderungsmittel geben konnten, doch noch bis in das späte Früh-
jahr hinein. Nachdem er am 4. Mai noch eine lange Unterredung mit
seinem Hofprediger Georg Spalatin gehabt hatte, die auf die gegen-
wärtigen politischen Verhältnisse Beziehung hatte, sich aber im wesent-
lichen doch den theologischen Fragen zuwandte, nahm er am 5. Mai 1525
aus der Hand seines Beichtvaters, des Pfarrers Wagner von Herzberg,
in Gegenwart seines Hofstaates das Abendmahl unter beiderlei Gestalt.
Er war bereit, zu sterben; bald nach seiner Überlieferung nach Lochan
hatte er zu einem vertrauten Diener geäußert: „Wenn mein lieber
Gott will, will ich gern von dieser Welt, denn es ist doch weder Lieb
noch Wahrheit, weder Treu noch nichts Gutes hier auf Erden!“
Nach dem Empfarg des Sakraments aber redete er seine Diener in
der für ihn so bezeichnenden milden und patriarchalischen Weise an:
„Lieben Kindlein, ich bitte euch um Gottes willen, wo ich euer einen
irgends erzürnt hätte, es sei mit Worten oder Werken, ihr wollt mirs
um Gottes willen vergeben und wollet andere Leute auch um Gottes
willen bitten, sie wolltens mir auch um Gottes willen vergeben. Denn
wir Fürsten thun den armen Leuten allerlei Beschwerung und das
nicht taugt.“ — Spalatin hatte ihm noch in der Nacht eine Trostschrift
aufgesetzt; auch Luther, der damals des Bauernaufruhrs wegen am
Harz weilte, hatte ihm vor kurzem eine solche zugeschickt. Er nahm
auch die Spalatins noch selbstlesend zur Kenntnis, ließ sie sich auch
nochmal von dem Verfasser vorlesen, diktierte dann sein Testament,
fand sich aber dann so ermüdet, daß er der Ruhe begehrte, und so
ist er dann am 5. Mai nachmittags zwischen vier und fünf Uhr in
aller Stille hinübergeschlummert. Fuit klius pacis, ideo Dacilce
obiit, er war ein Sohn des Friedens, darum ist er friedlich dahin-
gegangen! so sagte mit Recht Dr. Auerbach, der noch während der
letzten Augenblicke an das Lager des Fürsten getreten war. Friedrich
stand im 63. Lebensjahre und starb nach fast 39 jähriger nach außen
friedreicher Regierung. Sein Tod erweckte allenthalben, nicht nur in