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würde, wurde am 10. Mai, einem Mittwoch, die Leiche Friedrichs von
Lochau nach Wittenberg überführt. Alles äußere Gepränge und die
Totenmesse fiel weg. Nur persönliche Beteiligung und kirchlicher
Gesang, den der Verstorbene sehr geliebt hatte, war vorgesehen. Dam
bielt in der Allerheiligenkirche erst Melanchthon eine lateinische Rede
auf die Tugenden und Verdienste des entschlafenen Herrn und darnach
Luther über 1. Thessal. 4, 13—18 eine deutsche Predigt. Am fol-
genden Tage ward die Leiche unter dem Altar beigesetzt, nachdem
Luther über denselben Text eine zweite Predigt gehalten hatte. Später
wurde Friedrich seiner Gruft gegenüber eine Bildsäule und außerdem
ein Grabdenkmal errichtet, deren Inschriften Melanchthon verfaßte.
Johann der Beständige.
Der alte sterbende Kurfürst hatte recht, wenn er sich von dieser
ihm fremd gewordenen Welt hinwegsehnte. Wohl war alles so ganz
anders geworden, als er sich das vor 39 Jahren in seiner verständigen
und milden Art zurechtgelegt haben mochte beim Antritt seines ver-
antwortungsvollen Amtes. Er selbst hatte sich ja noch entscheidend
auf die Seite der neuen Geistesgewalt gestellt, von der er wohl voraus-
sah, daß sie die Zukunft beherrschen werde. Aber für sein armes Volk
und Land bangte er, wie er das gelegentlich wohl äußerte. Es war
nicht bloß jene soziale Revolution, die ja auch die Städte, nicht nur
die Bauern erfaßt hatte und deren Ausgang Friedrich noch nicht vor
Augen lag, es war auch die Zukunft seines Hauses, die ihn oft sorgen-
voll bewegte, seit man von Herzog Georgs Aussichten auf die Kurwürde
zu raunen begann und der junge Kaiser ihm offenbar unhold geworden
war, es war die Zukunft des Evangeliums, das nur durch politische Zu-
fälligkeiten sich in diesen letzten sieben Jahren eine verhältnismäßige
Ruhe gegönnt gesehen hatte, aber doch durch den regensburger Bund
schon ernstlich bedroht war, es war endlich die mit dem Evangelium
nun immer mehr zusammenwachsende Selbständigkeit des nationalen
Fürstentums gegen jene internationale, ja in vielen Beziehungen un-
mittelbar deutschfeindliche Machtentwickelung des Hauses Habsburg,
das noch vor wenig Wochen, am 24. Februar 1525, einen selbst
Karl W. überraschenden Sieg, die Niederlage der Franzosen vor Pavia